Legendäre „Lama“ geht bei Wucher Helicopter außer Dienst

Ausflottung der Hubschrauber-Type nach 45 Jahren

Der letzte Flug der „Lama“ in Diensten der Wucher Helicopter GmbH absolvierten Chefpilot Stefan Ganahl gemeinsam mit seinem Vorgänger in dieser Funktion, Hans Bösch. Er pilotierte auch die erste Lama, die 1975 den Beginn des kommerziellen Hubschrauber-Transportflugs bei Wucher Helicopter einläutete.

Wucher Helikopter entstammt aus einem Bauunternehmen, welches unter anderem auch stark im alpinen Bau etabliert war. Der Gründer. Baumeister Hans Wucher, hatte schon früh Erfahrungen mit den Schwierigkeiten des Materialtransports zu Baustellen im Hochgebirge gemacht. 1954, anlässlich einer Lawinenkatastrophe, dann die Hubschrauber der US-Armee sowie private Schweizer Helicopter im Einsatz. 1970 bekam er den Auftrag die Neue Reutlinger Hütte als Selbstversorgerhütte zu errichten und transportierte dabei mit einem privatem Hubschrauber 11 t Material zur Baustelle.  Und da war die Idee geboren: Wucher wird als Baufirma eigene Hubschrauber als optimales Transportmittel für Baustellen im Gebirge einsetzen. Im Jahr 1974 wurde die Idee in die Tat umgesetzt, Hans Wucher kaufte seinen ersten Hubschrauber vom Typ SA 315 B Lama beim französischen Hersteller Aèrospatiale (später Eurocopter, jetzt Airbus Helicopters). Damalige Anschaffungskosten: 5 Millionen Schilling
Was noch fehlte war ein geeigneter Pilot, den Hans Wucher in der Person von Hans Bösch fand. Der junge Oberleutnant (Jg. 1943) war der erste Hubschrauberpilot in Vorarlberg, er flog beim Bundesheer auf dem Flugmuster Alouette III. Hans Wucher machte Bösch ein verlockendes Angebot und schon am 14. Mai 1975 überstellte Bösch die erste „Lama“ von Marseille nach Vorarlberg. Sie war vorerst in einem Lagerschuppen in der Nähe des Flugplatzes in Hohenems untergebracht. Erst später wurde der Hangar am jetzigen Stammsitz in Ludesch gebaut.„Die Lama war der erste, richtige Transporthubschrauber für die Berge.“ So Hans Bösch. Ein starkes Triebwerk, Dreiblatt Haupt- und Heckrotor, ein verglastes Cockpit mit Rundumblick sowie keine Verkleidung des Heckauslegers und somit Eigengewicht-Ersparnis machten die Lama zu einem Lastenesel. 900 kg Nutzlast konnten befördert werden. Hans Bösch stellt ein Team aus Techniker und Flugeinweiser zusammen und so startete die Transportfliegerei, vorerst nur für das eigene Bauunternehmen.
Die Leistung des Teams sprach für sich selbst, die Bekanntheit stieg rasch und somit auch die Nachfrage. Bereits im ersten Betriebsjahr wurden 300 Flugstunden absolviert. 1979 wurde die Flotte um eine weitere Lama erweitert. Zu Spitzenzeiten zählten fünf Lamas zur Wucher-Flotte.
Doch die Lama wurde nicht nur für Material-Transportflüge eingesetzt. Bei Straßensperren Im Winter wurden zum Beispiel honorige Persönlichkeiten auf den Arlberg gebracht. Mit viel Kreativität wurde aus der Lama auch ein Rettungshubschrauber: Die erste private Flugrettung Österreichs, die Flugrettung-Arlberg war geboren. Auch erste Heliskiing-Einsätze, zur Stützung der Flugrettungs-Kosten, wurden angeboten. 2007 legte Hans Bösch mit einem allerletzten Flug als Pilot auf der Lama seine Fluglizenz still. Über 11.000 Flugstunden verzeichnete Bösch in seinem Flugbuch.
„Die Lama war auch mein erstes Flugmuster bei Wucher Helicopter und meinen Checkflug absolvierte ich 1998 mit Hans Bösch“ so Stefan Ganahl (Jg. 1968, über 12.000 Flugstunden) „Der letzte Lama Flug ist genau umgekehrt.“ Einsätze in Österreich und darüber hinaus standen bis vor kurzem auf der Tagesordnung. So war die Lama der ideale Hubschrauber für die „Fliegende Säge“ – ein System für das Ausasten von Lift-, Bahn- und Stromtrassen. Zwei Wucher-Lamas waren einige Jahre in Costa Rica auf Bananen-Plantagen im Dienst. Eine Lama wurde in Peru für die Erdölfeld-Erkundung eingesetzt.
„Wir würden die Lama auch gerne weiter fliegen, aber das gewerbliche Zertifikat wird von Airbus Helicopters zurück gezogen.“ So Stefan Ganahl mit einiger Wehmut. Der Nachfolger der Lama stammt ebenfalls aus dem Hause Airbus Helicopters. Die Ecureuil (Eichhörnchen) mit richtigem Namen „H125“. Wucher Helicopter hat 10 Maschinen (Neupreis EUR 2,3 Mio) dieses Typs in der Flotte. Die Leistungsfähigkeit ist enorm. Die Ecureuil ist in ihrem Segment unschlagbar und ist als bisher einziger Hubschrauber auf dem Mount Everest gelandet.
Die Ausflottung der Lama mit dem allerletzten Flug der beiden Captains Hans Bösch und Stefan Ganahl ist nach 45 Jahren ein zwar mit viel Wehmut und Erinnerung behafteter Akt; zeigt aber eindrücklich, was mit Pioniergeist, Innovation und einem ordentlichen Stück Mut alles möglich ist. Eine Devise, die auch für die Zukunft des Flugunternehmens Wucher Helicopter voll zutrifft.

Airbus Helicopters SA 315 B Lama

max. Nutzlast (höhen- und temperaturabhängig)900 kg
max. Abfluggewicht inkl. Außenlast2300 kg
SitzplätzePilot + 4 Fluggäste
Tankinhalt575 l JET A1
max. Geschwindigkeit210 km/h
Reichweite425 km
Gesamtlänge12,92 m
Gesamthöhe3,09 m
TriebwerkTurbomeca Artouste III B1
Leistung870 PS
Verbrauch200 l/h

Airbus Helicopters H125 Ecureuil

max. Nutzlast (höhen- und temperaturabhängig)1050 kg
max. Abfluggewicht inkl. Außenlast2800 kg
SitzplätzePilot + 5 Fluggäste
Treibstoff540 l JET A1
max. Geschwindigkeit287 km/h
Reichweite661 km
Gesamtlänge12,94 m
Gesamthöhe3,34 m
TriebwerkTurbomeca Arriel 2B1
Leistung750 PS
Verbrauch170 l/h

 

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