Zwar musste das K4 Rally Team am finalen Sonntag einen technisch bedingten Ausfall hinnehmen – doch bis dahin konnten sich Johannes Keferböck und Ilka Minor gut im stark besetzten WRC2-Feld schlagen. Dass man das Ziel, WRC2-Punkte zu erobern, auch ohne Ausfall verfehlt hätte, hat für die WRC-erfahrene Copilotin nur wenig Relevanz, wichtiger ist ihr: „Kefer ist immer noch am Dazulernen und auch weiterhin steigerungsfähig.“
Schon am vergangenen Montag hat für das K4 Rally Team das Abenteuer Kroatien-Rallye begonnen – denn im Vorfeld der Weltmeisterschafts-Rallye haben Johannes Keferböck und Ilka Minor den Montag dazu genutzt, den vom Keane Motorsport Team eingesetzten Škoda Fabia Rally2 evo Edition 120 ausgiebig zu testen. Johannes erzählt: „Der Testtag war super – wir haben uns gut eingeschossen und konnten so mit einem guten Feeling mit der Besichtigung der Sonderprüfungen beginnen…“
Während der Recce, wie die Besichtigungsfahrten genannt werden, mussten Keferböck/Minor feststellen, dass „sich das Wetter drehen wird“, erzählt „Kefer“:„Wir wussten aber noch nicht, wie stark dieser Effekt sein wird…“
Ilka Minor: „400 Meter und Abflug? Nein, wir wollten dazulernen…“
Von der vielfach prognostizierten, von Keferböck favorisierten Trockenheit war am Freitag, dem ersten Tag der Rallye so gut wie nichts übrig geblieben – die Rallye wurde bei Regen eingeläutet. Johannes lacht: „Damit war die Reifenentscheidung geklärt, wir fuhren alle mit Full Wets, also den Regenreifen hinaus – rückwirkend muss ich sagen, dass an diesem Tag für mich die Reifenwahl das Einzige war, was mir tatsächlich leicht gefallen ist. Wenn du nahezu 30 WRC2-Autos im Regen am Start hast, schaut die Strecke entsprechend wild aus. Das Fahren wurde so eher zu einem Sliden von einem Eck zum anderen – doch das war natürlich für alle gleich. Ein Spitzabzweig bergauf, wo die Straße deutlich schmäler wurde – und dann kam auch noch Nebel dazu. Wir hatten so viele ‚big moments‘. Ab SP2 gab es viel Schlamm, ständig wechselnden und rutschigen Asphalt und dazu dann auch noch der Nebel…“
Ohne es wirklich auszusprechen, haben Johannes und Ilka, nachdem sie auf der Eröffnungsprüfung die 14. Zeit im 28-köpfigen WRC2-Feld markieren konnten, sich dafür entschieden, dass „wir ein wenig zurückstecken, nicht viel, aber wir haben Vernunft walten lassen – den Bremspunkt braucht man nur ein einziges Mal überrsehen und man wäre einfach weg gewesen“, schildert Johannes. Und Ilka pflichtet ihm bei: „Es gibt zwei Möglichkeiten, wie man in einen WM Lauf starten kann: Zum einen kann man so viele Kilometer wie möglich fahren, lernen, Erfahrungen sammeln, diese mitnehmen und darauf aufbauen. Man kann auch zu einem WM Lauf fahren und sich in der ersten Sonderprüfung nach 400 Metern ins Gemüse stellen – darauf aufzubauen ist halt eher schwierig..“
Die WRC-erfahrene Profi-Copilotin fügt hinzu: „Unser Wunsch waren WM-Punkte in der WRC2. Die gibt es für die Top 10 – doch wenn man sich die vorderen zehn WRC2-Teams genauer ansieht, wird man feststellen ,dass sie aus lauter jungen Leuten besteht, die ganz nach oben wollen in der Weltmeisterschaft. Wir haben uns daher in der zweiten Gruppe eingereiht und da haben wir uns im Vergleich recht gut geschlagen – ich finde: wir müssen uns für gar nichts schämen…“Keferböck: „Samstag war nicht mein Tag“
Am Samstag wurden die Bedingungen sogar noch schwieriger, denn aufgrund des wechselhaften Wetters war auch die Reifenentscheidung alles andere als einfach. Johannes Keferböck erinnert sich: „Es gab eine neue Prüfung rund um Rjieka – dort hatte es bereits geregnet, während es bei uns im Servicepark komplett aufgetrocknet hat. Wir haben uns dafür entschieden, Full Wets und Slicks diagonal einzusetzen – da muss man aufpassen, dass masn den Full Wet-Reifen nicht überhitzt, denn sonst schmiert er ab. Einmal haben wir nicht umgesteckt, also die Reifen in ihren Positionen getauscht – da haben wir gleich eine drübergebrannt bekommen.“ Auch am Samstag erschwerte Nebel die ohnehin bereits außergewöhnlichen Bedingungen: „Da gab es einen einspurigen Güterweg, wo die Sicht tatsächlich nicht mehr als 50 Meter betrug. In der Mitte der Prüfung haben wir auf einem Parkplatz die Fans erfreut – danach ging es downhill weiter, auf einer superbreiten Straße, wo man aber ständig Aquaplaning hatte.“
Johannes Keferböck gibt ganz offen zu: „Ich bin am Samstag dann ziemlich müde geworden – von diesem ewigen Versuchen, keine Fehler zu machen, sich keine Plattfüße einzufahren. Es war aber auch ganz sicher nicht mein Tag – das habe ich am Abend auch meinem Ingenieur vom Keane Motorspoprt Team gesagt. Doch er hat mich gelobt, er war zufrieden mit unserer Performance.“ Das sieht auch Ilka Minor nicht anders: „Ich finde, dass wir diesmal ganz gut unterwegs waren. Kefer kann sich mittlerweile sehr gut selbst einschätzen und wir sind immer noch steigerungsfähig. Wichtig war, dass wir doch sehr viele SP-Kilometer absolviert haben. Und die Bedingungen waren wirklich extrem schwierig.“
“Die Rallye in vollen Zügen genossen“
Umso größer war die Vorfreude auf den finalen Sonntag, Johannes erzählt: „Es hat geheißen, dass es trocken wird – das wären unsere Wunschbedingungen gewesen. Doch dann kommen wir am Morgen in das Service und schon hat es zu nieseln begonnen. Wir haben uns dann für vier weiche Slicks und zwei Regenreifen entschieden, was den gesamten Tag über die richtige Wahl gewesen ist. Doch auf dem Weg zur zweiten Sonntags-Prüfung hat die Benzinpumpe keinen Druck mehr aufgebaut, womit die Rallye für uns vorzeitig zuende war.“
Das K4 Rally Team kann die Kroatien-Rallye 2022 dennoch in guter Erinnerung behalten – Johannes zieht eine durchwegs positive Bilanz: „Es war eine extrem gute Rallye mit einer tollen Stimmung – wir haben diese Rallye daher in vollen Zügen genossen. Und auch wenn wir unser Ziel, WRC2-Punkte an Land zu ziehen auch ohne den Ausfall verpasst hätten, blicke ich mit einem guten Gefühl auf die gemachten Erfahrungen zurück, wir konnten ganz sicher wieder sehr viel lernen und ich freue mich nun auf die Hartbergerland-Rallye, wo wir im Vorjahr bereits von den Erfahrungen in der Weltmeisterschaft profitieren konnten.“
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