Die DTM-Läufe in knapp vier Wochen am Red Bull Ring werden die aus österreichischer Sicht interessantesten Heimrennen aller Zeiten. Denn beim vorletzten Event der DTM 2022, quasi dem „Semifinale“ der Meisterschaft, dürften mit dem Wiener Mirko Bortolotti und dem Tiroler Lucas Auer auch zwei Lokalmatadore zu den chancenreichsten Titel-Fightern zählen. Im Moment und vor den Rennen in Spa ist Bortolotti Zweiter in der Meisterschaft, Auer Dritter. Vor ihnen liegt nur der Südafrikaner Sheldon van der Linde (BMW), der am Samstag am Nürburgring Geschichte geschrieben hat, gemeinsam mit seinem im Audi fahrenden älteren Bruder Kelvin. Sie kamen als Erster und Zweiter ins Ziel – das hat es in der Geschichte der DTM noch nie gegeben. In der Formel 1 ist so etwas auch erst einem Brüderpaar gelungen – Michael und Ralf Schumacher belegten fünf Mal die ersten beiden Plätze.
Das Podium ist auch für Lucas Auer ein vertrauter Ort, 19 Mal ist er nun schon nach einem DTM-Rennen die Treppe des Triumphes hinaufgestiegen. Auch am Sonntag, diesmal als Dritter und damit neben Sieger Luca Stolz (Mercedes) und Dennis Olsen (Porsche). Damit ist der 27-jährige nicht nur der erfolgreichste DTM-Österreicher aller Zeiten, sondern nun auch wieder in den Top-3 der Meisterschaft. Samstag war „Luggi“ als Fünfter ins Ziel gekommen, er ist konstant und schnell.
Freilich: die Zeiten, in denen er als Einzelkämpfer für Österreich in der DTM unterwegs sein musste, sind vorbei. Wie hoch die Qualität der österreichischen Piloten ist, das zeigt eine Moment-Aufnahme des Sonntagsrennens. Da lagen einmal mit Philipp Eng, Thomas Preining und Auer drei Austro-Piloten in den Top-6 des 28 Mann starken Teilnehmerfeldes mit Fahrern aus Europa, Afrika, Nord-und Südamerika, aus Asien und aus Ozeanien.
Wobei Eng und Preining diesmal das Glück nicht auf ihrer Seite hatten – eine Safety-Car-Phase ab Runde 5 zerstörte beiden das Rennen, vor allem aber dem in Mondsee lebenden Salzburger Philipp Eng. Nachdem er davor seinem Teamkollegen Sheldon van der Linde rundenlang mit nur wenigen Zehntelsekunden Abstand im Kampf um Platz 1 durch die Eifel gehetzt hatte, musste er mit seinem Reifenwechsel in der SC-Phase eine Runde warten. Damit war sein Rennen schon schwer beschädigt, Sekunden spöter war es vorbei. Nach einer Kollision, in die auch der Tiroler Clemens Schmid verwickelt wurde, kam für beide Österreicher das Aus. Und Preining, der davor schon das Podium im Visier hatte, kam auf Platz 7 ins Ziel – im Wissen, dass da mehr drinnen gewesen wäre.
Trotzdem: Sowohl der immer schneller werdende Eng (am Samstag von Startplatz 14 auf Rang 6) als auch Norisring-Sieger Preining können am Red Bull Ring gewinnen – ebenso natürlich auch Auer und Mirko Bortolotti, der allerdings – im Gegensatz zu den drei Erstgenannten – noch auf seinen ersten Sieg in der DTM warten muss.
Sowohl am Samstag (Kampf um Platz 1) als auch am Sonntag (Kampf um Platz 4) schied der Austro- Italiener nach mißglückten Überholmanövern in der Endphase der Rennen aus, was ihm auch die Führung in der Meisterschaft kostete. Doch als Zweiter ist der Grasser-Pilot noch voll im Titelrennen.
Der Kartenvorverkauf für den Red Bull Ring läuft auf Hochtouren, die Euphorie um die vielen Lokal- Matadore ist so groß wie noch nie. Für die Rennstrecke in Spielberg wird es nach der Formel 1 und der MotoGP der würdige Abschluss einer sensationellen Saison.
Davor aber wartet für die DTM-Asse noch ein weiteres Highlight. Vom 9. bis zum 11. September wird auf der Traditionsrennstrecke in Spa gerast – dort wo die Formel 1 Sonntag noch unterwegs war. Für die GT3-Veteranen wie Philipp Eng (zweifacher Sieger des 24-Stunden-Rennens), Mirko Bortolotti und Clemens Schmid vertrauter Asphalt. Und für Lucas Auer wäre vor allem der Sonntag in Spa ein guter Moment, um ausgiebig zu punkten: Es ist sein 28. Geburtstag.
Stand in der Fahrer-Meisterschaft:
1. Sheldon van der Linde (BMW) 110
2. Bortolotti (Lamborghini) 89
3. Auer (Mercedes) 85
4. Rast (Audi) 81
5. Stolz (Mercedes) 73
6. Müller (Audi) 70
7. Kelvin van der Linde (Audi) 66
8. Feller (Audi) 63
9. Olsen (Porsche) 59
10. Wittmann (BMW) 53.
Weiters: 13. Preining (Porsche) 49, 15. Eng (BMW) 40, 19. Schmid (Lamborghini) 9.
Diese Österreicher waren am Nürburgring in der DTM am Start:
#22 Lucas Auer (Kufstein, WINWARD Mercedes): „Ich bin sehr happy. Der Start und der Re-Start am Sonntag waren einfach mega. Die Jungs haben beim Boxenstopp einen Super-Job erledigt, in den Schlüssel-Momenten hat es gepasst. Und jetzt kommen noch drei tolle Strecken – Spa, Spielberg und Hockenheim!“
#63 Mirko Bortolotti (Wien, Grasser Racing Team Lamborghini, für Italien fahrend): Die Enttäuschung nach den beiden Null-Nummern ist groß, der Wiener reiste sofort vom Nürburgring ab. Statt des ersten Sieges am Samstag verlor Bortolotti die Meisterschafts-Führung, dabei hatte er vor dem Rennen noch gemeint: „Diese Meisterschaft wird über Punkte entschieden und nicht über Siege.“ Anderseits dachte er in den Rennen dann wohl an Ayrton Sennas berühmtesten Satz: „Wenn du eine Lücke siehst und nicht reinwillst, dann hörst du auf, ein Rennfahrer zu sein.“
#25 Philipp Eng (Salzburg/Mondsee, Schubert Team BMW): „Das Auto war das gesamte Wochenende über sehr gut. Am Samstag musste ich ohne Qualifying von Platz 14 starten, hatte aber eine perfekte Balance im Fahrzeug und kam bis auf Platz 6 nach vorn. Das ist in diesem starken Feld nicht selbstverständlich und hat mit einigen harten, aber fairen Duellen sehr viel Spaß gemacht. Am Sonntag war das Qualifying gut, und ich lag im Rennen direkt hinter Sheldon auf Platz zwei. Leider bin ich nicht an ihm vorbeigekommen und war dann in der Safety-Car-Phase im zweiten Boxenstopp-Slot, da immer nur ein Auto pro Team reinkommen darf. Das war natürlich ein riesiger Nachteil, der mich weit zurückgeworfen hat. Fortuna war in diesem Fall nicht auf unserer Seite.“
#24 Thomas Preining (Linz, Team Bernhard Porsche): „Das Rennen hat super angefangen. Direkt nach dem Start habe ich außen ein bisschen Boden verloren, war Sechster. Mit ein paar guten Überholmanövern bin ich dann aber wieder nach vorne gefahren. Dann kam die Safetycar-Phase. Nach dem Boxenstopp hatte ich dann Plätze verloren, weil es Probleme mit einem Schlagschrauber gab. Da hat heute ein bisschen das Glück gefehlt und das gehört nun einmal dazu. Sonst hätten wir sicher ein Wörtchen im Kampf um den Sieg mitgeredet, wären mit Sicherheit auf dem Podium gestanden. Aber es hat einfach nicht sein sollen.“
#85 Clemens Schmid (Gries am Brenner, Grasser Racing Team Lamborghini): „Wir waren das ganze Wochenende über schnell, hatten aber nie das Glück auf unserer Seite. Im zweiten Qualifying gab es ein kleines Problem am Auto, das uns um eine bessere Ausgangslage gebracht hat. Das Rennen lief dann wirklich gut. Unser Lamborghini war schnell und ich war schon unter den ersten Zehn, als ich von einem anderen Fahrer abgeschossen wurde. Der dabei entstandene Schaden war zu groß, um die Fahrt fortzusetzen.“
#Die nächsten Rennen der DTM sind vom 9. bis zum 11. September in Spa in Belgien.
Das Österreich-Heimspiel der DTM ist am Red Bull Ring vom 23. bis zum 25. September. Tickets für diesen Höhepunkt für alle österreichischen Fans gibt es unter www.dtm.com
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