Von wegen gratis: Auf dem Papier sind die Schulen in Österreich zwar kostenlos, in der Realität allerdings längst nicht. Die Schulkostenstudie der Arbeiterkammer zeigt, wie teuer der Schulbesuch tatsächlich inzwischen geworden ist.
Ein Jahr lang haben über 2.500 Eltern mit 3.873 Kinder in ganz Österreich an der durch das Forschungsinstitut Foresight durchgeführten Dauerbefragung teilgenommen und alle mit der Schule verbundenen Kosten über das Schuljahr hinweg dokumentiert. Die Ergebnisse sind nicht repräsentativ, lassen aber tief blicken.
Mehr als 2.200 Euro pro Kind kostet der Schulbesuch jährlich in Österreich
Die befragten Eltern gaben bundesweit im vergangenen Schuljahr durchschnittlich mehr als
2.200 Euro pro Schulkind aus. Damit geben die befragten Eltern im Schnitt 9 Prozent ihres Haushaltseinkommens für den Schulbesuch ihrer Kinder aus. Eingerechnet sind dabei laufende Kosten wie Schulsachen und Bücher, fachspezifische Schulmaterialien, EDV-Ausstattung, Beiträge und Ähnliches sowie Nachhilfekosten. Zudem wurden bei den Fixkosten neben möglichen Kosten für Privatschulen und Internate auch kostenpflichtige Nachmittagskurse und die Kosten für Nachmittagsbetreuung sowie die Verpflegung und Kosten für die Ferienbetreuung eingerechnet. Damit zeichnet die Studie ein umfassendes Bild über die Kostenbelastung, die Eltern im Rahmen des Schulbesuches ihrer Kinder zu bewältigen haben.
„Die Zahlen belegen eine enorme Belastung für die Haushalte“, betont AK Präsident Bernhard Heinzle. „Besonders jene Eltern, die ohnehin schon unter der Teuerung leiden, kommen so noch weiter unter Druck.“
Schulstart ist besonders belastend
Dabei kommt gerade der Beginn des Schuljahres die Eltern teuer zu stehen: 57 Prozent der 1.600 Eltern, die im Rahmen einer Zwischenbefragung der Schulkostenstudie zum letztjährigen Schulstart befragt wurden, gaben an, durch die Ausgaben zum Schulstart belastet zu sein. Mehr als jede dritte Familie (34 Prozent) macht Abstriche bei der Ausstattung ihrer Kinder und 5 Prozent der befragten Eltern können sich nicht alle notwendigen Anschaffungen für ihre Kinder leisten. Im untersten Einkommensdrittel der teilnehmenden Eltern ist mehr als jede zehnte Familie nicht in der Lage, ihre Kinder adäquat für den Schulstart auszustatten.
„So kann es nicht funktionieren mit der Bildungsgerechtigkeit“, mahnt AK Präsident Bernhard Heinzle. „Die Landesregierung hat den jungen Vorarlberger:innen Chancenreichtum versprochen, dazu muss auch gehören, dass alle Kinder die Ausstattung erhalten, die sie für die Schule brauchen.“
Schulkosten als Hürde für die Bildungsgerechtigkeit
Österreichweit geben mehr als 80 Prozent der befragten Eltern an, dass sie bereit sind, finanzielle Opfer für den schulischen Erfolg ihrer Kinder zu erbringen. „Natürlich will jede Mutter und jeder Vater alles in ihrer oder seiner Macht Stehende für das eigene Kind tun“, betont Bernhard Heinzle. „Uns muss allerdings klar sein, dass die Belastung unter den Eltern wirklich ungleich verteilt ist.“
Die Zahlen belegen diese Ungleichverteilung: Das oberste Einkommensdrittel der Befragten aus ganz Österreich muss durchschnittlich 5 Prozent seines jährlichen Haushaltseinkommens für den Schulbesuch aufwenden, während es beim untersten Einkommensdrittel ganze 15 Prozent sind. „Für die Bildungsgerechtigkeit ist diese Schieflage wirklich bedenklich“, hebt Heinzle hervor. „Wir wissen aus Zwischenbefragungen, dass die Eltern zurecht mit einer höheren finanziellen Belastung rechnen, wenn ein höherer Bildungsabschluss angestrebt wird. Und wir wissen, dass die Schulkosten beim Besuch einer höheren Schule nicht nur länger zu bezahlen sind, sondern auch noch steigen. Das alles führt dazu, dass die Bildungswegentscheidung am Ende auch in Österreich zu oft immer noch eine finanzielle ist.“
Dabei gibt es viele Wege zu einem gerechteren Bildungssystem: Neben der Reduktion der Schulkosten ist es dafür auch notwendig, die frühe Bildung in Kindergärten und Kleinkindgruppen beitragsfrei anzubieten. In der Schule braucht es systemische Reformen: etwa die gemeinsame Schule, den Ausbau von ganztägigen Schulangeboten oder die Umsetzung des AK Chancenindex zur bedarfsgerechten Schulfinanzierung.
Nachmittags- und Ferienbetreuung sind Kostentreiber.
Besonders hohe Ausgaben sind bei der Nachmittagsbetreuung zu verzeichnen. Hierfür bezahlen Eltern, wenn diese in Anspruch genommen wird, im Schnitt 1.790 Euro jährlich. Noch einmal 447 Euro kommen für die Verpflegung hinzu. Für die Betreuung in den Ferien wird im Schnitt 379 Euro gezahlt. „Als Arbeiterkammer fordern wir schon lange einen kostengünstigen Ausbau der Nachmittags- und Ferienbetreuung, das wäre auch für den Wirtschaftsstandort ein wichtiger Impuls“, betont Heinzle.
Mit dem neuen Versorgungsauftrag der Gemeinden bekommen Volksschulkinder in Vorarlberg ab diesem Schuljahr hoffentlich leichter einen Betreuungsplatz, allerdings nicht in den Ferien und auch nicht kostenlos: „Das ist ein guter erster Schritt, um sicherzugehen, dass ein entsprechendes Bildungs- und Betreuungsangebot überhaupt da ist. Wir dürfen aber nicht auf die Qualität und den Preis vergessen“, erinnert AK Präsident Bernhard Heinzle.
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