Es kommt nicht alle Tage vor, dass 55 Autos aus 88 Produktionsjahren der beiden berühmtesten britischen Hersteller Rolls-Royce und Bentley auf einen Schlag unter den Hammer kommen. Doch im Fürstentum Liechtenstein wird das am 19. Juni der Fall sein. Und noch etwas ist angesichts der unter Corona-Bedingungen stattfindenden Versteigerung bemerkenswert: Es dürfen endlich wieder Interessenten persönlich vor Ort erscheinen und bieten – wenn auch in begrenzter Teilnehmerzahl sowie unter den bekannten Pandemie-Einschränkungen.
30 Jahre benötigte Norbert Seeger, ein bekannter Treuhänder im Fürstentum, seine Kollektion zusammen zu tragen. Für sie ließ er eigens eine spezielle Einrichtung namens „Stabiq Treasure House“ in Eschen, 15 Autominuten nördlich von Vaduz, bauen, wo er zudem seinen Klienten die Möglichkeit zur sicheren Aufbewahrung von Wertgegenständen wie Gold und Edelmetallen, Kunstgegenständen, Schmuck, Uhren und Münzsammlungen bietet. Dort soll auch am 19. Juni um 17 Uhr die Auktion beginnen, der RM Sotheby’s den Titel „A Passion For Elegance“ (Leidenschaft für Eleganz) verlieh. Alle Autos befinden sich laut der Auktionatoren in außergewöhnlichem Zustand, sind auf Knopfdruck fahrbereit und bieten somit eine verführerische Gelegenheit für jeden wohlhabenden Liebhaber edler britischer Luxusautomobile.
„Die Sammlung ist vollständig“, bekräftigt Norbert Seeger. „Von Rolls-Royce ist aus jeder einzelnen Periode mindestens ein Vertreter vorhanden. Die Sammlung der Bentleys zeigt die Entwicklung der Marke von der Übernahme durch Rolls-Royce im Jahr 1931 bis heute.“ Seine persönliche Leidenschaft für königliches Blech entdeckte Seeger erst spät. „Durch einen Zufall bin ich zu meinem ersten Rolls-Royce gekommen“, erinnert er sich. „Nach der ersten Ausfahrt war es dann um mich geschehen. Die Faszination hat mich gepackt und seither nicht mehr losgelassen. Im Laufe der Zeit wurde ich zu einem leidenschaftlichen Sammler und Enthusiasten.“ Jetzt scheint diese Begeisterung an ihre Grenzen zu stoßen, denn die außergewöhnliche Sammlung soll versteigert werden.
Teuerstes Auto der damaligen Welt
Der unbestrittene Star ist ein Rolls-Royce Phantom II Special Town Car von 1933 des US-Karosseriebauers Brewster, ein Einzelstück und der erste und einzige der drei gebauten Special Town Cars, die noch ihre Originalkarosserie tragen. Das Auto wurde für den amerikanischen Millionär Matthew Dick aus Washington D.C. entworfen und ist ein einzigartiges, maßgeschneidertes Auto, das 1933 den stolzen Betrag von 31.000 US-Dollar kostete und damit als das teuerste Auto der damaligen Welt galt. Bei der Versteigerung in Lichtenstein hofft Sotheby’s zwischen 1,3 Millionen und 1,75 Millionen Schweizer Franken (1,27 Millionen bis 1,6 Millionen Euro) zu erzielen.
Für viele ist das Nachkriegs-Highlight der Sammlung ein außergewöhnliches Bentley S1 Continental Cabriolet von Park Ward aus dem Jahr 1958, einer der stilvollsten britischen offenen Grand Touring-Autos, die je gebaut wurden. Auch dieses Fahrzeug soll möglicherweise zum Millionenseller in Liechtenstein werden. Sein Schätzpreis liegt zwischen 900.000 und 1,2 Millionen Schweizer Franken (828.000 und 1,1 Millionen Euro).
Spezialkarossen für Industriekapitäne, Hollywoodstars und Blaublütige
Im Gegensatz zu den meisten Bentley-Cabrios, die in der Nachkriegszeit produziert wurden, war Park Wards Nummer 700 für den S1 Continental kein Umbau einer Limousine aus der laufenden Produktion. Bei dem Auto handelte es sich vielmehr um eine komplett maßgefertigte Karosserie, die von Grund auf aus Aluminium auf dem Continental-Chassis gebaut wurde. Auf diesem Fahrgestell wurden nur 94 Cabrio-Coupés für die Kundschaft auf beiden Seiten des Atlantiks hergestellt – darunter überwiegend Industriekapitäne, Hollywoodstars und Blaublütige.
Die beiden jüngsten Vertreter der Sammlung sind ein Rolls-Royce Phantom Coupé beziehungsweise ein Bentley Brooklands, beide Baujahr 2008. Der Bentley soll zwischen 110.000 und 150.000 Schweizer Franken (92.000 bis 138.000 Euro) wert sein, der Rolls-Royce zwischen 130.000 und 175.000 Schweizer Franken (120.000 bis 161.000 Euro). Es geht aber auch billiger. Das preiswerteste Angebot ist eine 68 Jahre alte Bentley R-Limousine, die schon für einen Gebrauchtwagenpreis zwischen 35.000 und 50.000 Schweizer Franken (32.200 bis 46.000 Euro) zu haben sein dürfte.
Und wer sich weniger für altes Blech – sei es auch noch so edel – begeistern kann, wird ebenfalls fündig. Als einziges Nicht-Auto wartet bei der Auktion ein Merlin-Zwölfzylinder-Flugzeugmotor von Rolls-Royce aus dem Jahr 1946 auf einen Bieter, der für diese Maschine, deren Vorgänger im Zweiten Weltkrieg Furore machten, bereit ist, zwischen 20.000 und 30.000 Schweizer Franken ( 18.400 bis 27.600 Euro) anzulegen.
Weitere Informationen sind auf der Website des Auktionators RM Sotheby’s unter https://rmsothebys.com zu erfahren.
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