Der 1. Juni 1962 war ein ganz besonderer Tag in der inzwischen 91-jährigen Unternehmensgeschichte von Ford in Köln. An diesem Tag startete die Serienproduktion im Kölner Motorenwerk. Als erster Motor lief ein 1,2 Liter V4-Motor mit 40 PS vom Montageband. Er diente als Antrieb des ebenfalls in Köln gefertigten Ford Taunus 12M. Seitdem hat das Kölner Motorenwerk mehr als 28 Millionen Motoren produziert – und zwar in sämtlichen Ausführungen: Von drei bis zwölf Zylinder, als V- und Reihenmotor, von einem bis sechs Liter Hubraum und mit einer Leistung von 40 bis 725 PS.
Eines haben alle Motoren gemeinsam, wenn sie das Kölner Motorenwerk verlassen: Sie erfüllen die hohen Qualitätsstandards von Ford und stehen deshalb für absolute Zuverlässigkeit. „Ohne das Engagement und das Miteinander der Menschen, die bei uns arbeiten und gearbeitet haben, wäre dies nicht möglich gewesen“, betont Oliver Färber, Leiter des Motorenwerks. Um das 60 Jahre-Jubiläum zu feiern, hat Ford alle der rund 760 Beschäftigten des Motorenwerks zu einem Festakt am 1. Juni eingeladen. Dieser beginnt pünktlich um 11.11 Uhr. Diese typisch „kölsche“ Uhrzeit hat auch bei den Ford-Werken Tradition. Denn um diese Uhrzeit Uhr startete 1962 auch das Motorenwerk mit der Produktion des 1,2 Liter V4-Motors. Im Rahmen des Jubiläumsfestakts wird eine historische Ausstellung eröffnet. Auf rund 400 Quadratmeter erhalten die Beschäftigten hier einen Überblick über alle Motorentypen „Made in Cologne“ und damit Einblick in die Geschichte des Motorenwerks.
Diese Geschichte begann im September 1960 mit dem Bau der so genannten Halle W1. Bereits 13 Monate später waren die Bauarbeiten abgeschlossen. Das Motorenwerk stand und umfasste ca. 56.000 Quadratmeter. Im Laufe der Jahrzehnte ist es gewachsen. Zunächst durch den Aufbau der Halle W2. Der Großteil dieser Halle entstand in verschiedenen Bauabschnitten in den Jahren 1967 bis 1972. Eine weitere Halle (W3) kam 1990 hinzu. Mit ihrer Fertigstellung im Jahr 1992 erstreckte sich das Motorenwerk über rund 105.000 Quadratmeter, was etwa 15 Fußballfeldern entspricht, und war damit fast doppelt so groß wie beim Produktionsstart 1962.
Als die Kölner Motorenfertigung begonnen hatte, ging alles ziemlich schnell. Bereits fünf Monate nach Serienstart am 23. November 1962 verließ der hunderttausendste Motor das Auslaufband. Den ein millionsten Motor produzierten die Kölner schon anderthalb Jahre später am 6. Juli 1964, und in diesem Tempo ging es weiter: Die 10-Millionen-Marke erreichte das Werk 1979, die 20 Millionen 1996.
Der am häufigsten in Köln produzierte Motor war ein 4-Zylinder-Reihenmotor, der sogenannte OHC. Er lief in Köln-Niehl von 1969 bis 1993 in zwei Generationen fast 6,5 Millionen Mal vom Band und war der Antrieb von wahren Kölner Klassikern, wie dem Ford Taunus, Ford Capri, Ford Granada, Ford Sierra oder Ford Scorpio.
Auch die anderen Ford-Werke auf der ganzen Welt wussten die Qualität der Kölner Motoren zu schätzen. Die Motoren und Motorenbauteile aus Köln wurden in Australien, in Asien, in Afrika, in Amerika und in Europa verbaut. Selbst im Mutterland von Ford, den USA, kamen sie zum Einsatz, und zwar bei wahren Ikonen wie dem Ford Bronco und vor allem dem Ford Mustang. Für das US-amerikanische Pony-Car schlechthin produzierten die Kölner von 1974 bis 1987 V6-Motoren mit 2,8l und 90 bis 115 PS. Sie versorgten damit die zweite und dritte Generation des Ford Mustang. Von 2005 bis 2010 lief dann auch der 4,0 Liter V6 mit 210 PS für die fünfte Generation des Ford Mustang in Niehl vom Band.
Auch James Bonds Dienstwagen wird von Kölner Motor angetrieben
Die Qualität der Motoren „Made in Cologne“ war in der Branche so anerkannt, dass auch immer wieder andere Hersteller wie Matra oder Saab ihre Antriebe von Ford in Köln produzieren ließen. Die längste und umfangreichste Kooperation ging das Kölner Motorenwerk allerdings mit dem britischen Nobelsportwagen-Hersteller Aston Martin ein. Für die Produktion für Aston Martin, die 2004 startete, wurde ein Extra-Fertigungsbereich in der Halle W3 installiert. Hier sollten in der Folge die größten und leistungsstärksten Motoren entstehen, die jemals bei Ford in Köln gefertigt wurden.
Der erste V12 aus Köln lief 2004 vom Band, er kam auf 6,0 Liter Hubraum, 456 PS und war für den Aston Martin DB9 bestimmt. Etwas kleiner – mit ‚nur‘ 5,2 Liter Hubraum, dafür der stärkste aller Kölner Motoren war ebenfalls ein V12 für Aston Martin. Dieser Twin Turbo, von 2016 bis 2021 in Köln gefertigt, leistet 725 PS und wurde im Aston Martin DBS verbaut. Und auch der legendäre Dienstwagen von James Bond im Kino-Film „Spectre“ wurde von einem Kölner Motor angetrieben – der Aston Martin DB10. Insgesamt wurden zehn dieser Modelle gebaut: davon acht für den 007-Film, zwei wurden als Show-Car konserviert. 2021 stellte Ford die Produktion für Aston Martin ein und im Herbst zog der Vorserienbau der Kölner Ford-Werke, in die umgebaute Halle W3.
Der vielleicht beste Otto-Motor, den Ford je entwickelte, gehört allerdings nicht zu den größten der Kölner Motoren. Im Gegenteil: mit 1,0 Litern Hubraum ist er viel mehr der kleinste je in Niehl produzierte Antrieb. Es ist der 3-Zylinder-Reihenmotor EcoBoost, der seit 2011 in Köln produziert wird. Kein Ford Motor davor und danach hat so viele Technologie-Auszeichnungen erhalten. Allein beim international anerkanntesten Wettbewerb, dem „International Engine of the Year“, gewann Ford bis 2019 elf Preise – alle mit dem 1,0l EcoBoost.
Die Erfolgsgeschichte des EcoBoost begann am 11. November 2011. Die Gästeliste war dem Anlass entsprechend prominent besetzt: An den Feierlichkeiten nahmen u.a. Alan Mulally teil, der damalige CEO der Ford Motor Company, genauso wie die damalige NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft.
Inzwischen läuft das Upgrade in Köln vom Band, der sogenannte Fox GDTI als Mild-Hybrid mit 125 und einer täglichen Produktion von derzeit 840 Einheiten. Diese verbaut Ford in den Modellen Ford Fiesta aus Köln und dem Ford Focus aus Saarlouis. Außer den EcoBoost Benzinmotoren fertigt das Kölner Motorenwerk pro Tag noch mehr als 2.400 Motorblöcke für die EcoBlue Dieselmotoren (den sogenannten Panther-Motoren), die im Ford-Dieselmotorenwerk im britischen Dagenham endmontiert werden.
Die Produktion im Kölner Motorenwerk hat sich im Laufe der vergangenen 60 Jahre genauso verändert wie die dort hergestellten Motoren. Derzeit befindet sich das Kölner Ford-Werk insgesamt in der größten Transformation in seiner Unternehmensgeschichte. 2 Milliarden US-Dollar investiert Ford in den Umbau des Werks zum ersten europäischen Electrification Center von Ford. Von 2023 wird in Köln das erste vollelektrische Volumenmodell von Ford in Europa produziert, ab 2024 folgt ein weiteres E-Modell.
Es kommt also viel Veränderung auf die Ford Beschäftigten zu. Motorenwerkschef Oliver Färber blickt aber zuversichtlich nach vorn und verweist ausdrücklich auf die Zukunftsperspektive seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: „Wir wollen alle Beschäftigten bei unserer Transformation mitnehmen und ihr Know-how und ihre Erfahrungen auch künftig nutzen.“ Nach dem Werkurlaub im Sommer beginnt bei den Kölner Ford-Werken eine große Schulungsoffensive, mit vielfältigen Trainings- und Weiterbildungsmaßnahmen speziell für die Beschäftigten aus den Produktionsbereichen. „Jeder Beschäftigte, der bereit ist, dazuzulernen und sich weiterzuentwickeln, wird die Möglichkeit haben, sich auch künftig einzubringen und das Kölner Electrification Center aktiv mitzugestalten.“
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