Es ist bereits traurige Tradition: Auch heuer ist Vorarlberg wieder erstes österreichisches Bundesland beim Equal Pay Day – am 7. Oktober. Das bedeutet, dass im Durchschnitt Vorarlbergerinnen im Vergleich zu Vorarlbergern vom 7. Oktober bis 31. Dezember gratis arbeiten. Nirgendwo in Österreich ist der Einkommensunterschied zwischen Frauen und Männern so groß wie in Vorarlberg. „Das ist ein unhaltbarer Zustand“, kritisiert AK Präsident Bernhard Heinzle. „Dass sich daran seit Jahren nichts ändert, ist eine Schande und ein Zeugnis für die Untätigkeit der Entscheidungsträger:innen.“
Um den Equal Pay Day zu bestimmen, werden die Gehaltsunterschiede zwischen Frauen und Männern auf Tage umgelegt. Der Equal Pay Day markiert damit also jenen Tag, ab dem die Frauen im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen gratis arbeiten.
Weit abgeschlagen zum Zweitplatzierten Oberösterreich
n Vorarlberg fällt er heuer auf den 7. Oktober – und liegt damit beinahe einen ganzen Monat vor dem Österreich-Durchschnitt. Und selbst zum Zweitplatzierten Oberösterreich, in dem der Equal Pay Day auf den 17. Oktober fällt, ist der Abstand deutlich größer als zwischen den übrigen Bundesländern. Vorarlberg ist also nicht nur das Schlusslicht bei der Gehältergerechtigkeit zwischen Frauen und Männern, sondern auch noch weit abgeschlagen. Und das seit Jahren.
Teilzeit ist kein Argument
Das oft vorgebrachte Argument, dass Frauen häufiger in Teilzeit arbeiten und deshalb der Gehaltsunterschied so groß sei, gilt übrigens nicht: „Für den Equal Pay Day werden die Gehälter der vollzeitbeschäftigten Frauen und Männer miteinander verglichen“, unterstreicht Eva Fischer-Schweigkofler, Leiterin der Abteilung Familie und Beruf bei der AK Vorarlberg. „Wenn man bedenkt, wie viele Frauen in Teilzeit arbeiten, meist weil es sich neben der unbezahlten Arbeit oder aufgrund fehlender Betreuungsmöglichkeiten nicht anders ausgeht, dann ist der Einkommensunterschied noch viel größer.“
Was stimmt: Frauen arbeiten eher in schlechter bezahlten Branchen und Positionen. Darüber hinaus sind sie eher Gehaltsdiskriminierung ausgesetzt, stellt AK Expertin Eva Fischer-Schweigkofler fest: „Oft erhalten Frauen im gleichen Job in der gleichen Firma weniger Gehalt als ihre männlichen Kollegen. Man kann Frauen aber nicht vorwerfen, dass sie sich schlechter bezahlte Branchen aussuchen. Statistiken zeigen nämlich sogar, dass die Durchschnittsgehälter sinken, wenn viele Frauen neu in eine Branche oder Firma kommen.“
AK Präsident Bernhard Heinzle: „Systematische Ungleichbehandlung“
„Die Ungleichbehandlung von Frauen hat System“, stellt AK Präsident Heinzle fest. „Das ist schlicht ungerecht und keinesfalls hinzunehmen.“ Es könne nicht sein, dass Frauen seit Jahrzehnten weniger verdienen als Männer – weder in Vorarlberg noch in den übrigen Bundesländern. „Das ist ein unhaltbarer Zustand“, kritisiert AK Präsident Bernhard Heinzle. „Dass sich daran seit Jahren nichts ändert, ist eine Schande und ein Zeugnis für die Untätigkeit der Entscheidungsträger:innen.“
Umsetzung der EU-Lohntransparenzrichtlinie: Chance auf Verbesserung
Eine Maßnahmen gegen diese Ungerechtigkeit ist Lohntransparenz. Die neue Lohntransparenzrichtlinie ist seit dem 6. Juni 2023 auf EU-Ebene in Kraft. Eine der darin vorgesehenen Maßnahmen ist die Pflicht, den Behörden regelmäßig über das geschlechterspezifische Lohngefälle im Betrieb zu berichten. Das gilt im Vollausbau für Betriebe ab 100 Mitarbeiter:innen. Bis spätestens 2026 muss die Richtlinie in österreichisches Recht umgesetzt werden. „Eine rasche und umfassende Umsetzung der Richtlinie wäre eine gute Gelegenheit, zu beweisen, dass wir es mit dem Ende der Geschlechterungerechtigkeit auf dem Lohnzettel ernst meinen“, mahnt AK Präsident Bernhard Heinzle zu Tempo bei der Umsetzung.
Vorarlberg braucht bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf
Außerdem fordert die Arbeiterkammer seit langem mehr leistbare Kinderbetreuung und damit eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie eine gerechtere Aufteilung der unbezahlten Arbeit. „Es braucht außerdem gute Wiedereingliederungsmaßnahmen nach Auszeiten wie der Karenz und mehr Frauen in Führungspositionen“, führt AK Präsident Bernhard Heinzle aus. „Dafür muss aber auch die Qualifizierungsoffensive von Frauen weiter vorangetrieben werden – und nicht etwa gekürzt, so wie es die aktuell angekündigten AMS-Kürzungen der Regierung befürchten lassen.“
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