Nachdem in diesem schwierigen Jahr die Räumung der Großglockner Hochalpenstraße erst mit einigen Wochen Verspätung starten konnte, haben sich die Räumtrupps der GROHAG von Salzburger und Kärntner Seite heute zum Durchstich am Hochtor getroffen. Begleitet wurde das traditionelle Aufeinandertreffen von und an höchster Stelle: Die höchsten katholischen Würdenträger beider Bundesländer erteilten gemäß dem Glockner-Leitspruch ´IN TE DOMINE SPERAVI´ den GROHAGlern und allen, die in diesem Sommer die Hochalpenstraße besuchen werden, ihren Segen. Die Verkehrsfreigabe der berühmtesten Alpenstraße erfolgt am Mittwoch, den 27. Mai 2020 jedoch mit Abstand
Nachdem am 7. Mai die Eigentümer der GROHAG (Großglockner Hochalpenstraßen AG) trotz der schwierigen COVID-19-Situation und prognostizierter Verluste den Beschluss zur Öffnung der Hochalpenstraße gefasst hatten, starteten knapp 20 fachkundige und hochgebirgserfahrene Mitarbeiter umgehend ihre Arbeiten von Norden in Fusch an der Großglocknerstraße/Ferleiten und von Süden in Heiligenblut am Großglockner aus. Im Rahmen der Schneeräumung waren dazu auch Felsabsicherungen, Lawinensprengungen, das Beseitigen der Vermurungen vom Herbst 2019, die Auswinterung von 130 Hoch- und Kunstbauten sowie die Errichtung von kilometerlangen Weidezäunen und das Montieren der Leitschienen auf knapp 50 km, nötig.
Bereits am 11. Mai erreichte man auf der Nordseite die Kehre 7. Auf der Südseite frästen sich die erfahrenen Arbeiter ebenso sehr rasch bis zum Wallackhaus auf über 2.300m Seehöhe durch. Der Grund für das schnelle Vorankommen in diesem Jahr: In den niedrigeren Regionen hatte heuer die Sonne bereits einen guten Teil der „Räumarbeiten“ geleistet, jedoch hat der Schneedruck und die teilweise Schmelze auch zu sehr schwerem und nassem Schnee geführt. Peter Embacher, Chef-Schneeräumer, berichtet außerdem mit einem Schmunzeln: „Weil wir heuer ein Monat später mit der Räumung begonnen haben, hatten wir bei unserer Arbeit sehr putzige Begleiter: Immer wieder haben uns die Murmeltiere neugierig bei der Arbeit beobachtet. Ich glaube, sie vermissen schon die Besucher.“
Erstmals seit 1935 ´höchste Weihen´ für Verkehrsfreigabe und Durchstich
Heute Mittag war es dann so weit: Der traditionelle Durchstich am Hochtor – der Paßhöhe und Grenzlinie der beiden Bundesländer Kärnten und Salzburg in 2.504m Seehöhe – konnte vor dem Hintergrund der allgemein bekannten schweren Bedingungen erfolgreich absolviert werden. Außergewöhnlich war auch, dass der Erzbischof von Salzburg, Franz Lackner und der Kärntner Diözesanbischof Josef Marketz, Diözese Gurk-Klagenfurt, bei diesem Ereignis anwesend waren und den „GROHAGlern“ sowie allen, die in diesem Sommer die Großglockner Hochalpenstraße besuchen werden, ihren Segen spendeten.
Für die Bischöfe von Salzburg und Kärnten stand der Durchstich am Großglockner gerade in diesem Jahr auch unter einem besonders positiven Licht der guten Verbindung von Salzburg und Kärnten: Nach der Ernennung von Josef Marketz zum 66. Bischof von Gurk-Klagenfurt durch Papst Franziskus erfolgte nämlich am 2. Februar 2020 im Dom zu Klagenfurt die Bischofsweihe just durch Franz Lackner, Metropolit der Salzburger Kirchenprovinz.
Der Salzburger Erzbischof Franz Lackner freut sich, bei diesem Ereignis dabei zu sein: „Was hier Jahr für Jahr durch den Glauben und den Einsatz vieler Menschen geleistet wird, kommt dem Jesus-Wort nahe: ‚Euer Glaube vermag Berge zu versetzen.‘ Den Großglockner, der hier so herrlich emporragt, sicher befahren zu können, verdanken wir den vielen, die die Straßen und Pfade räumen und sichern. Ein herzliches Vergelt’s Gott.“
Der Kärntner Bischof Josef Marketz ergänzt: „Im Namen aller, die in den nächsten Wochen und Monaten diese wundervolle Berglandschaft mit dem höchsten Berg Österreichs, die herrliche Natur mit den vielfältigen Wundern der Schöpfung erleben dürfen, danke ich denjenigen, die mit so großem Einsatz zusammengearbeitet und den heutigen Durchstich möglich gemacht haben.“
IN TE DOMINE SPERAVI („Auf Dich, oh Herr, habe ich vertraut!“): Zuletzt waren die zwei ´zuständigen´ Bischöfe am 3. August 1935 im Rahmen der international beachteten Eröffnungsfeierlichkeiten der Großglockner Hochalpenstraße „am Großglockner“ mit dabei. Damals zelebrierten der Salzburger Fürsterzbischof Sigismund IV. von Waitz und der Kärntner Bischof von Gurk-Klagenfurt, Adam Hefter, gemäß dem an den Portalen des Hochtor-Tunnel in Stein gemeißelten Glockner-Leitspruch „IN TE DOMINE SPERAVI“ die Festmesse und oberhalb des Hochtors schoss eine Gebirgshaubenbatterie 101 Salut-Schüsse. Danach erfolgte die Glocknerfanfare und erklärte Bundespräsident Wilhelm Miklas die Straße für eröffnet.
Wallack-Rotationspflüge – eine Klasse für sich
In den höheren Lagen gab es für die vier Wallack-Rotationspflüge mit den Namen Jörgen, Oskar, Ander und Eisbändiger wieder viel zu tun. Insgesamt wurden 400.000 Kubikmeter Schnee und Eis geräumt, was der Länge eines mit Schnee befüllten Güterzuges mit knapp 200 km – also der Strecke Linz bis Wien! – entspricht. Die GROHAGler mit ihren mächtigen 15-Tonnen-Rotationspflügen, die von Erbauer Franz Wallack vor 70 Jahren konstruiert wurden, hatten es heuer aufgrund der verspäteten Räumung nicht immer leicht, denn es musste auf der Strecke von 48 Kilometern durch die starke Sonneneinstrahlung vor allem auch sehr schwerer und feuchter Schnee Meter für Meter abgetragen werden. Selbstverständlich wurden bei den Räumungsarbeiten alle COVID-19-Sicherheits-Vorschriften eingehalten: in einem Wallack-Rotationspflug fällt das Abstand-Halten leicht – schließlich hat hier nur eine Person Platz. Die Fräsen wurden täglich desinfiziert.
GROHAG-Vorstand Johannes Hörl im Zuge seiner Erklärung zur Verkehrsfreigabe: „Die Großglockner Hochalpenstraße ist das größte Denkmal der Republik und laut aktueller Studie auch beliebtestes Ausflugsziel der Österreicher. Als international anerkannter Monumentalbau österreichischer Ingenieurskunst war die Großglockner Hochalpenstraße schon in der Gründungsphase Symbol für die außerordentliche Leistungsfähigkeit Österreichs in ´schwierigen Zeiten´ – ich denke dieser Status ist uns gerade im heurigen Jahr wieder sehr bewusst geworden. Ich danke den Bischöfen aus Salzburg und Kärnten, die uns heute auf den letzten Metern begleitet und uns mit Ihren Worten Kraft und Zuversicht gegeben haben. Wir vertrauen seit der fulminanten Eröffnung der Großglocknerstraße im Jahr 1935 immer – im Sinne unseres Leitspruchs „IN TE DOMINE SPERAVI“ – auf den Segen von Oben und freuen uns jetzt umso mehr, dass wir auch heuer wieder vor allem auch für die Österreicherinnen und Österreicher da sein dürfen – es war immerhin ihre Leistung und es ist ihre Großglocknerstraße – mehr denn je!“
Freie Fahrt auf der Großglockner Hochalpenstraße ab 27. Mai
Teilweise sind immer noch bis zu acht Meter hohe Schneewände zu sehen. Ein einzigartiges Gefühl, mit dem Auto oder dem Motorrad mächtige Schluchten aus Schnee und sensationelle winterliche Hochgebirgsausblicke zu ´erfahren´. Ab 27. Mai 2020 ist das wieder für alle Verkehrsteilnehmer möglich. Die Gletscherstraße zur Kaiser-Franz-Josefs-Höhe wird am 29. Mai für den Verkehr freigegeben.
Neue Trabi-Ausstellung ab 26. Juni 2020
Im Besucherzentrum auf der Kaiser-Franz-Josefs-Höhe erwartet alle Automobil-Fans ab 26. Juni 2020 eine neue Sonderausstellung mit hohem Nostalgie-Faktor: „Im Trabi-Takt auf den Großglockner“ lautet der Titel der neuen Sonderschau, in der zahlreiche Trabis, filmische Dokumente und Augenzeugenberichte Erinnerungen an den Sommer 1990 zum Leben erwecken. Denn als damals die Mauer fiel und damit die Reisefreiheit kam, machten sich zahlreiche Gäste aus Ostdeutschland in ihren Trabanten und Wartburg auf den Weg nach Österreich. Das Ziel vieler wagemutiger Zweitakter-Piloten: Die Großglockner Hochalpenstraße und die Eroberung des Großglockners! Und so erzählt die Ausstellung die Geschichte und die Geschichten, die sich im Sommer des Jahres 1990 rund um tausende Trabis auf der Großglockner Hochalpenstraße und ihre Insassen zugetragen haben.
Auch die bewirtschafteten Hütten, Shops und Gasthäuser öffnen nun mit corona-bedingter Verspätung wieder ihre Türen – selbstverständlich unter Einhaltung aller geltenden Sicherheits- und Hygienebestimmungen.
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