Leidenschaft im Sattel

Schon bei den ersten Fachbegriffen kommen sicher die meisten ins Grübeln: „Showmanship at Halter“ oder „Western Horsemanship“. Was ist das wohl? Jedenfalls nicht die neuesten Titel einer Westernband. Und wie sieht es aus mit „Western Pleasure“, „Reining“, „Hunter under Saddle“ und „Trail“? Annika Viecenz löst das Rätsel: Es handelt sich um verschiedene Disziplinen beim Westernreiten. Erstmals findet mit der Americana Europas größte Messe für Western- und Freizeitreiten auf dem Gelände der Messe Friedrichshafen statt. Mit einer einmaligen Mischung aus Spitzensport, Messe und Entertainment zeigt die Americana vom 6. bis 10. September alles, was das Westernherz begehrt. Mit dabei ist auch Annika Viecenz, die bereits zweimal Gold in Westernreit-Disziplinen geholt hat.

Im Vergleich zu Dressur oder Springen ist Westernreiten für die meisten eine eher unbekannte und in Europa auch noch relativ junge Sportart, die aber immer beliebter wird. „Westernreiten ist eine Impulsreitweise. Das bedeutet, dass ich dem Pferd nicht fortlaufend Anweisungen gebe, sondern nach einem Impuls macht das Pferd eine bestimmte Sache, zum Beispiel schnell Galoppieren. Es hört erst auf, wenn ein neuer Impuls erfolgt“, erklärt die 21-jährige Annika aus Waldshut-Tiengen im Schwarzwald. Das heißt: Das Tier muss mitdenken, weil ihm nicht fortwährend signalisiert wird, was es machen soll. „Das setzt viel Training und Vertrauen voraus“, meint die 21-Jährige. Die Impulse kommen hauptsächlich über Gewichtsverlagerungen und die Schenkel des Reiters oder der Reiterin.
„Westernreiten ist für mich kein Hobby, sondern Leidenschaft“, sagt Annika. Wie sie zu diesem Sport kam? Über ihre Mutter. Sie hatte bereits ein Westernpferd als Annika auf die Welt kam. Auf Ricky hat sie später Reiten gelernt. „Zuerst hat Ricky mir Sachen beigebracht, irgendwann hat er dann von mir gelernt.“ Erst vor rund sechs Jahren hat Annika an ersten Turnieren teilgenommen, anfangs in Baden-Württemberg, später dann auch überregionaler.
Obwohl Annika inzwischen in Aachen Betriebswirtschaft studiert, trainiert sie doch jeden Tag mit ihrem Pferd. Seit zwei Jahren bildet sie ihr Nachwuchspferd namens Charley aus – ein junges Quarter Horse, ein typisches amerikanisches Ranchpferd, muskulös, robust und trotzdem wendig. Während der Turniersaison verbringt sie täglich etwa drei Stunden im Stall. „Immer mit Spaß und nie mit Verbissenheit“, meint Annika. Man müsse fair und liebevoll mit dem Pferd umgehen und trotzdem konsequent sein. Teamwork sei das A und O. Ein gut ausgebildetes Westernpferd stoppt schon auf ein leises „Whoa“ seines Reiters.
Annika Viecenz wird auf der Americana gemeinsam mit ihrer Trainerin Ute Holm bei den Showeinlagen mitmachen. Aber sie wird auch beim Turnier in den Disziplinen „Ranch Riding“, „Ranch Trail“ und „Ranch Rail“ antreten. Hier gibt es sogenannte Patterns, das sind Aufgaben, die man reiten muss – vom Galopp über Spins bis zum Rückw.rtsgang. Beim Turnier gibt es Regeln, wie Reiter und Pferd ausgestattet sein müssen. Hut, Jeans und Stiefel gehören immer mit dazu.
Was Annika am Westernreiten besonders gefällt? „Die Natürlichkeit und die Lockerheit. Das Pferd macht die Aufgaben von fast allein, da stets am langen Zügel geritten wird“, erklärt die 21-jährige Expertin. Was sie darüber hinaus noch schätzt, ist der „große Zusammenhalt in der Westerncommunity“. Wie sich das anfühlt, kann man Anfang September auf der Americana live erleben.
Die Americana feiert ihre Premiere von Mittwoch, 6. bis Sonntag, 10. September 2023 in Friedrichshafen. Das Messegelände ist Mittwoch bis Samstag von 9 bis 18 Uhr geöffnet und Sonntag von 9 bis 17 Uhr.
Eintrittskarten für den Messebesuch können ab sofort online im Ticketshop https://tickets.messe-friedrichshafen.de/webshop/183/tickets gekauft werden. Die Tageskarte kostet 25 Euro, ermäßigt 19 Euro. Die Familienkarte gibt es für 60 Euro. Kombi-Tickets mit dem ÖPNV (Fähre und Katamaran) sowie Parktickets sind ebenfalls verfügbar. Weitere Infos auf https://www.americana.de