Für Österreichs Rally-Star Matthias Walkner läuft es bei seinem Ausflug in die Welt des Hard-Enduro nach wie vor besser als erhofft. Der Mann aus dem Salzburger Land rangiert bei der „Red Bull Romaniacs“ nach der zweiten Offroad-Etappe auf dem dritten Gesamtrang seiner Bronze-Klasse.
Die „Red Bull Romaniacs“ gilt als die weltweit härteste und anspruchsvollste mehrtägige Hard-Enduro-Rally. Matthias Walkner stellt sich dieser Herausforderung auf seinem angestammten Arbeitsgerät. Seine KTM 450 Rally Factory ist zwar das mit Abstand stärkste Motorrad im Feld, sie ist aber bei Weitem nicht die ideale Wahl für das technisch extrem schwierige Gelände in den rumänischen Karpaten, das selbst die leichten und speziell abgestimmten Enduro-Motorräder an ihre Grenzen bringt.
Umso überraschter ist auch Matthias Walkner, sich bei Halbzeit der Rally im Spitzenfeld zu befinden. Unabhängig vom Resultat hat er sein Ziel bereits weitgehend erreicht. Ihm geht es bei diesem Hard-Enduro-Abenteuer vor allem um den Trainingseffekt und darum, seine Rally-Maschine noch besser kennenzulernen. Dazu gab es auf der zweiten Offroad-Etappe ins Bivouak im Skiort Rânca jede Menge Gelegenheit. Matthias Walkner kam als (inoffiziell) Tages-Fünfter ins Ziel und ist mehr als zufrieden.
Matthias Walkner: „Alles in Allem war es ein extrem lässiger Tag. Es hat richtig viel Spaß gemacht. Gleich nach dem Start habe ich gesehen, dass die Strecke viel selektiver und technischer ist als am Mittwoch. Ich wusste, dass mein Rally-Bike in diesem Gelände gegen die Enduros eine stumpfe Waffe ist und dass ich heute beim Rennen um den Tagessieg kein Wörtchen mitreden kann. Das hat es mir leicht gemacht, dass ich mein Bestes versuche und den Tag einfach genieße.
Der Hauptgrund, warum ich hier bin, ist, ein gutes und intensives körperliches Training zu haben. Mit viereinhalb extrem anstrengenden Fahrstunden und einem Maximalpuls wieder jenseits der 170 habe ich diesen Trainingsaspekt heute definitiv erreicht. Besonders anstrengend war bei etwa Kilometer 70 ein sehr schmaler und tiefer Trampelpfad einen Hang entlang. Der war etwa 40 Zentimeter tief und so schmal, dass mein breites Motorrad da grad und grad reingepasst hat. Der Trampelpfad hat mit meinem Motorrad gemacht, was er wollte. Es war als würde ich in einer schmalen Rutsche feststecken. Ich wurde ständig im Zickzack hin und her geworfen. Und drei, vier Mal habe ich einen Schlag gegen das Rad bekommen und bin den Abhang hinunter geschubst worden. Das war echt eine Herausforderung und ich bin happy, auch diese Etappe gemeistert zu haben.
Die körperliche Belastung spüre ich schon sehr. Aber das ist ganz normal, wenn man jeden Tag mit vollem Einsatz Motorrad fährt. Und genau deswegen bin ich hier.
Was das Motorrad betrifft, kommen wir immer wieder auf neue Dinge drauf. Wir haben das Bike von gestern auf heute wieder ein bisschen an dieses ungewohnte Terrain angepasst. Den Lenkungsdämpfer haben wir jetzt ausgebaut. Der ist in der Wüste ungemein wichtig. Aber hier, bei 20 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit spielt er nicht wirklich eine Rolle. Wir haben das Fahrwerk noch weicher abgestimmt und werden für morgen da wahrscheinlich noch einmal nachjustieren. Bei den Reifen lernen wir auch viel dazu. Ich möchte morgen eine noch weichere Variante versuchen. So lernen wir jeden Tag etwas dazu und ich freue mich auf die letzten beiden Etappen.“
Offroad Tag 2: Manuel Lettenbichler dominiert im Hochgebirge, während um den Gesamtsieg ein Duell der Generationen entbrennt.
Der zweite Offroad Tag begann mit einem harten Erwachen und führte die Fahrer anschließend ins Hochgebirge. Der junge Südafrikaner Matthew Green fasste den frühen Morgen passend zusammen: “Direkt nach dem Start zwei Gold Loops, anschließend dreimal die Live Maniacs Sektion hoch und das alles vor 9 Uhr. Zum Glück habe ich gut gefrühstückt!”
Nach diesem heftigen Start in den Tag wurde es etwas weniger technisch, dafür schneller und nicht weniger anstrengend. Die Route führte die Fahrer ins alpinen Gelände bis auf über 2200 Meter Höhe. Ganz oben wurde es steinig, rau und besonders steil. Dafür war es in der Höhe spürbar kühler und die Fahrer konnten sich wenigstens von der Hitze etwas erholen. Das Gelände in diesem abgelegenen Teil der Karpaten ist noch ziemlich ursprünglich und unberührt. Die Möglichkeit in dieser wunderschönen Landschaft Enduro zu fahren und dabei ein Abenteuer zu erleben, ist für viele Piloten einer der Gründe an den Red Bull Romaniacs teilzunehmen. Das Ziel lag heute im Skigebiet “Rânca”, wo die Fahrer zusammen mit ihrer Support Crew die Nacht verbringen würden um morgen noch tiefer in die “Valcea” Region einzutauchen.
Graham Jarvis (GBR, HQV) hatte heute die schwere Aufgabe den Tag zu eröffnen. Er tauschte mit Manuel Lettenbichler (GER, KTM) die Rollen und wurde vom Jäger zum Gejagten. Nach dem Fiasko gestern startete Lettenbichler heute mit ordentlich Wut im Bauch von Position 17 aus ins Rennen. Doch anstatt den Kopf in den Sand zu stecken, fuhr er mit ordentlich Wut im Bauch an fast allen Checkpoints die Bestzeit. Nach einer Fahrzeit von etwas mehr als 6 Stunden erreichte er als klarer Sieger das Ziel. Mit dieser Leistung konnte er einiges an Boden gutmachen und liegt in der Gesamtwertung schon wieder auf dem zehnten Rang.
Letztes Jahr wurde der zweite Tag für Graham Jarvis zum Verhängnis. Heute lief jedoch alles nach Plan und der “König der Karpaten” konnte seine Führung im Gesamtklassement ausbauen: “Der Tag heute wollte einfach nicht enden, immer wieder kam ich um eine Ecke und dachte, da muss das Ziel sein, aber es ging immer weiter und weiter. Die lange Renndistanz und das Terrain haben Kraft gekostet. Ein Jahr nach meiner Knieverletzung bin ich froh noch im Rennen zu sein. Jetzt muss ich nur noch durchhalten.”
Theodor Kabakchiev (BUL, KTM) konnte in der Vergangenheit immer wieder glänzen. Für ein absolutes top Ergebnis fehlte ihm bisher jedoch die Konstanz. Nun scheint er das fehlende Puzzleteil gefunden zu haben und liegt nach dem zweiten Tag nur 9 Minuten hinter Jarvis auf Platz zwei der Gesamtwertung.
Das Duell der Spanier heute klar an Mario Roman (ESP, Sherco). Der Sherco Pilot kam auf Platz vier ins Ziel und konnte sich damit von Alfredo Gomez (ESP, GAS GAS) absetzen. Der hatte dagegen einen Tag zum Vergessen, verlor viel Zeit und rutschte in der Gesamtwertung auf den siebten Platz zurück. Mario Roman kletterte auf Platz drei und hat zur Halbzeit das Podium fest im Blick.
In der Silber Klasse kämpften die selben Fahrer wie gestern ums Podium. Nach einem etwas verschlafenen Vormittag kam Chris Birch doch noch in Fahrt und sicherte sich den Tagessieg: “Es war ein langer Tag und bis zum Service hatte ich kein gutes Gefühl auf dem Bike. Eine Stunde später hat es dann auf einem Klick gemacht. Ich habe meinen Flow gefunden und auf einmal hat alles geklappt. Das Gelände hier oben in den Bergen war ein Grund für mich wieder nach Rumänien zu kommen. Es war ein mega Tag!”
Fabien Poirot (FRA) und Adam Giles (AUS) mussten sich heute geschlagen geben und reihten sich dahinter auf den Plätzen zwei und drei ein.
Auch die anderen Klassen spulten heute unzählige Höhen und Tiefen Meter ab. Für die Bronze, Iron und die Atom Klasse war es ebenfalls ein langer Tag, gespickt mit unzähligen Steinen und tollen Aussichten. Das anspruchsvolle Gelände machte auch Matthias Walkner auf dem Rallye Bike zu schaffen. Mehr als Platz fünf war für ihn heute nicht drin. Der Tagessieg gig an Edgars Silins (LVA) vor Marius Achim Popovici (ROU) und Alexis Bérépion (FRA). In der Iron Klasse mussten sich einige Fahrer immer wieder gegenseitig helfen um ins Ziel zu kommen. Alle die es dann geschafft hatten, waren überglücklich.“Einer der schönsten, aber auch härtesten Tage auf der Enduro”, “zum Schluss wurde es noch einmal richtig steil und rutschig”, “das müssen die steilsten Berge auf der Welt sein”, waren nur ein paar der Fahrer Stimmen im Ziel.
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