Rosberg X Racing schreibt Geschichte als erster Extreme E-Sieger im Wüstenstaub

Die Rosberg-X-Racing-Fahrerpaarung Johan Kristoffersson und Molly Taylor war von Anfang an der Taktgeber beim ersten Rennwochenende von Extreme E  in Al Ula, Saudi-Arabien (3. bis 4. April), aber die beiden musste sich noch an das Thema Wüste herantasten, sich ihren Weg zum Sieg erkämpfen, um am Ende Motorsportgeschichte zu schreiben.

Im Vorfeld des Desert X Prix an diesem Wochenende gab es große Vorfreude und die Veranstaltung blieb dem in nichts schuldig. Nach dem gestrigen Qualifying gingen die Fahrerinnen und Fahrer heute zum ersten Mal Kopf an Kopf ins Rennen und sorgten für einige der spektakulärsten Bilder, die es jemals im Sport gab. Diese fanden bei Wettbewerbern und Fans gleichermaßen großen Anklang.
Alejandro Agag, Gründer und CEO von Extreme E, sagte: „Wir haben viele Jahre so hart daran gearbeitet und an diesem Wochenende ist endlich alles zusammengekommen. Es hat wirklich meine wildesten Erwartungen übertroffen. Wenn ich ein Drehbuch für das perfekte Wochenende geschrieben hätte, hätte ich mir nichts Besseres einfallen lassen können als das, was wir in den vergangenen zwei Tagen gesehen haben – ich habe noch nie in meinem Leben so extreme Rennen gesehen.
Dieses erste Rennwochenende wird einen großen Einfluss auf die Entwicklung von Extreme E haben. Einer der Gründe, warum ich so stolz bin ist, dass wir diese Plattform gegründet haben, auf der Fahrerinnen so glänzen können, wie sie es verdienen. Was wir hier von ihnen gesehen haben, ist außergewöhnlich – ein unglaubliches Talent und Mut – und insgesamt kann ich mit Recht sagen, dass wir uns wirklich einen Namen gemacht haben. Ich bin überglücklich.“
Letztendlich konnte nichts und niemand Kristoffersson und Taylor davon abhalten, ganz nach oben auf das Podium zu stürmen – weder eine 60-Sekunden-Strafe für das gestrige Überschreiten der 30 km/h-Grenze in der Fahrerwechselzone noch weniger günstige Startplätze; sowohl im Halbfinale als auch im Finale heute. Es war eine virtuose Demonstration von Geschwindigkeit, Geschicklichkeit und übermenschlicher Fahrzeugkontrolle unter schwierigsten Bedingungen.

Nico Rosberg, Gründer und CEO von Rosberg X Racing, sagte: „Das ist verrückt. Ich bin dem gesamten Team so dankbar für die Anstrengungen, die an diesem Wochenende unternommen wurden, das intensiv und wirklich ganz vorne mit dabei war. Alles hat sich so gut gefügt und alle haben so gut zusammengearbeitet.
Wir haben ein fantastisches Team von Ingenieuren und Mechanikern, die sich mit so vielen Unbekannten perfekt auf dieses erste Wochenende vorbereitet haben. Molly und Johan haben phänomenales Fahren gezeigt. Keiner von beiden hat unter diesen wirklich schwierigen Bedingungen einen falschen Schritt gemacht und beide haben eine unglaubliche Geschwindigkeit gezeigt – ihre Leistung war wirklich inspirierend und ich war sehr stolz, sie zu sehen. Nach einer 60-Sekunden-Strafe, die durch ein technisches Problem verursacht wurde, zurück zu kommen, um dann den Sieg zu erringen, ist einfach fantastisch und sie verdienen definitiv den Erfolg. Für die gesamte Meisterschaft war es ein guter Start.“

Shoot Out
Das Duell um den siebten Platz in der Gesamtwertung wurde zwischen Segi TV Chip Ganassi Racing (Kyle LeDuc / Sara Price) und ABT Cupra XE (Mattias Ekström / Claudia Hürtgen) ausgetragen, die beide schwierige Qualifikationsläufe überstanden hatten. Price setzte sich zunächst mit ihrem Hyperdrive-Power-Boost durch, bevor Ekström es ihr heimzahlte und sich am Ausgang der ersten Kurve die Führung zurückholte.
Nach dem Fahrerwechsel machte sich LeDuc daran, Hürtgen zu jagen, doch fast in Sichtweite der Ziellinie erwischte der Amerikaner – die Sicht komplett verdeckt durch den Staub – das Fahrzeug seiner deutschen Rivalin und beide beendeten somit ihr Wochenende in der Wüste.
Crazy Race 
Mit nur einem Platz für eine Teilnahme am Finale, stand für die drei Crazy Race-Teilnehmer einiges auf dem Spiel: Timmy Hansen / Catie Munnings von Andretti United, das XITE Energy Team von Hispano Suiza, Oliver Bennett / Christine Giampaoli Zonca und das JBXE-Duo Jenson Button / Mikaela Åhlin -Kottulinsky.

Ein echter Teufelsstart des FIA-Rallycross-Weltmeisters von 2019 Hansen sorgte dafür, dass sich der Schwede schon weit vom Feld absetzen konnte, bevor das Trio überhaupt am ersten Tor ankam. Bennett setzte sich dann knapp vor den ehemaligen Formel-1-Weltmeister Button, um sich den zweiten Platz zu sichern.
Hansen sorgte für einen Vorsprung von 30 Sekunden als Munnings übernahm. Danach schaffte es die Siegerin der Ladies Trophy der Rallye-Europameisterschaft 2016, den Vorsprung zu halten und das Auto von Andretti United sicher nach Hause zu bringen. Giampaoli Zonca hat gute Arbeit geleistet und sich konstant an ihre britische Rivalin geklammert. Åhlin-Kottulinsky zeigte auf ihrem Weg zur Ziellinie auf dem dritten Platz liegend ebenfalls eine starke Leistung.
Halbfinale
Als Top-Qualifyer haben sich die X44-Crew von Sébastien Loeb und Cristina Gutiérrez gestern schon einen Platz im Halbfinale gesichert und starteten von der rechten Position. Das ermöglichte ihnen theoretisch die Innenlinie für „Turn One“. Das ACCIONA | Sainz XE Team mit Carlos Sainz und Laia Sanz wählten den mittleren Platz, Rosberg X Racing (Kristoffersson / Taylor) nahmen die linke Position ein.
Mit Beginn der Action hatte Sainz den besten Start, um den mehrfachen FIA-Rallye-Weltmeister Loeb von der Linie zu verdrängen. Der Pole-Sitter rutschte kurz auf den dritten Platz zurück und konnte sich aber wieder behaupten, als Sainz und Kristoffersson kämpfend weit abdrifteten. Aber der Schwede war noch nicht am Ende und überholte beide am Ausgang des ersten Tores.
Kristoffersson löste damit einen regelrechten Sandsturm aus und konnte sich schnell absetzen, während seine Verfolger blind durch den Staub fuhren. Als er in der Wechselzone an seine Teamkollegin Taylor übergab, hatte Rosberg X Racing fast 13 Sekunden Vorsprung.

Danach konnte die ehemalige australische Rallye-Meisterin den Vorsprung weiter ausbauen und knapp eine halbe Minute vor Gutiérrez die Ziellinie überqueren. Beide Teams hatten ihre Plätze im wichtigen Finale bereits erfolgreich gebucht. Weitere 38 Sekunden im Rückstand wurde das ACCIONA | Sainz XE Team Dritter und fiel damit aus dem Wettbewerb.

Finale
Als Gewinner des Fanvotings GridPlay hatte Andretti United den Luxus, seinen Startplatz für das Finale zu wählen. Hansen holte sich rechts die Pole Position, Kristoffersson stellte sich in der Mitte für Rosberg X Racing auf und X44s Loeb belegte links den dritten Startplatz.
Hansen wiederholte seinen Blitzstart aus dem Crazy Race, als Kristoffersson sich darauf konzentrierte, Loeb vom zweiten Platz zu verdrängen, um dann dieselbe Taktik einzusetzen, die ihm im Halbfinale so gut gedient hatte: eine sensationelle Kurvenlinie zu wählen und Landsmann Hansen in Turn 1 erfolgreich hinter sich zu lassen.
Der dreimalige FIA-Rallycross-Weltmeister verschwendete dann keine Zeit mehr mit Hansen auf dem zweiten Rang liegend und Loeb auf dem dritten Platz. Letzterer hatte mit Probleme bei der Servolenkung zu kämpfen. Kristoffersson übergab das Auto mit einem Vorsprung von einer halben Minute an Taylor. Während Munnings die Lücke in der zweiten Runde leicht verkleinern konnte, hatte die Australierin die Situation immer unter Kontrolle und kam mit einem Vorsprung von mehr als 23 Sekunden ins Ziel.

Molly Taylor, Rosberg X Racing-Fahrerin, sagte: „Was für ein großartiger Saisonstart! Es fühlt sich ein bisschen surreal an. Wir sind mit so viel Vorfreude und Vorbereitung ins Wochenende gestartet ohne wirklich zu wissen, was uns erwartet. Es war definitiv extrem. Es war das erste Mal, dass wir so ein Terrain erlebten. In jeder Runde änderte sich der Kurs – es gab so viele verschiedene Variablen, mit denen wir uns befassen mussten. Wir wollten nur die wenig Zeit, die wir im Auto hatten, optimal nutzen – jeden einzelnen Kilometer.
Wir hatten während des Qualifyings ein kleines Problem in der Wechselzone, aber ansonsten waren wir in jedem Durchgang die Schnellsten. Man muss schnell sein, wenn es darauf ankommt, klug sein, wenn es darauf ankommt, und große Schritte unternehmen, wenn es darauf ankommt. Dass das alles geklappt hat, war wirklich etwas Besonderes. Ein großes Dankeschön an Johan – seine ersten Runden waren einfach verrückt – und das Team hat hinter den Kulissen unglaublich viel Arbeit geleistet.
Es ist ziemlich cool, von Anfang an Teil dieser Reise zu sein, von der ich denke, dass sie eine bemerkenswerte Zukunft hat. Diese Serie wirft das traditionelle Regelbuch wirklich aus dem Fenster und beginnt von vorne, und ich denke, jeder wird zustimmen, dass es spektakulär war, es zu sehen. Die männlichen Fahrer, die wir hier haben, sind die besten in jeder Motorsportkategorie der Welt. Dies ist eine großartige Gelegenheit für uns Fahrerinnen und eine echte Investition in die Entwicklung weiblicher Renntalente. Dies ist ein Traum, der nun wahr wird.“
Johan Kristoffersson, Rosberg X Racing-Fahrer, sagte: „Zunächst einmal herzlichen Glückwunsch an das Team. Wir hatten einige kleinere Probleme, aber wir kamen sehr gut vorbereitet hierher, was unser Leben auf der Strecke so viel einfacher gemacht hat. Bei diesem Sport geht es nicht nur um die Fahrerinnen und Fahrer. Es geht darum, dass das Team uns die Tools zur Verfügung stellt, um die Arbeit zu erledigen. Bei einer so begrenzten Streckenzeit muss man darauf vertrauen können, dass das Auto das tut, was man von ihm verlangt – und die Mannschaft von Rosberg X Racing haben großartige Arbeit geleistet, um Molly und mir ein so großartiges Auto zu bieten.
Molly hat fantastisch gearbeitet. Sie hat im ersten Qualifying für den Unterschied gesorgt. Wenn man an der Spitze steht, muss man das richtige Gleichgewicht zwischen Abwarten und Risiko finden. Dies ist ein Learning in dieser Situation.
Im Halbfinale und besonders im Finale wollte ich wirklich nicht mitten im Staub sein, nachdem ich einige der Onboard-Videos gesehen hatte! Die ersten 30 Sekunden des Rennens sind das, wofür man wirklich antritt, wenn das Adrenalin am schnellsten pumpt – wir sind hier alle Adrenalin-Junkies. Das ist das Gefühl, das man wirklich will. Es war insgesamt eine unglaubliche Teamleistung und ich bin einfach super glücklich und freue mich schon auf das nächste Event im Senegal – nach ein paar Wochen Pause!“

Catie Munnings, Andretti United-Fahrerin, sagte: „Ich habe einfach keine Worte – ich lächle nur noch! Timmy [Hansen] ist mein absoluter Held, einfach eine Legende. Seine heutigen Starts waren unglaublich, was mir die Arbeit erleichtert hat und es mir leicht gemacht hat, es nach Hause zu bringen. Wer hätte gedacht, dass wir mit dem Reifenschaden zu Beginn des Qualifyings jetzt auf dem zweiten Platz hier sein würden? Die harte Arbeit hat sich gelohnt und wir haben es geschafft, unser Wochenende nochmal umzudrehen.
Extreme E bietet eine erstaunliche Plattform für Fahrerinnen, und es ist super cool, gegen so schnelle Mädchen anzutreten. Es war wirklich schön zu sehen, wie alle zusammenkamen, sich gegenseitig ermutigten und ein wettbewerbsfähiges Umfeld schufen, und wir alle – Männer wie Frauen – haben hier am Arbeitsplatz gelernt und dabei eine tolle Zeit gehabt.
Ich bin super zufrieden mit dem Saisonstart. Dies ist ein beeindruckender Moment in meiner Karriere, an den ich mich für immer erinnern werde. Es war schon eine Reise, hier zu landen und niemand wusste, was zu erwarten war. Wenn man das mit einem großartigen Ergebnis abschließt, wird es noch spezieller. Wir wissen, dass wir auch schneller sein können, also werden wir jetzt die Köpfe zusammenstecken und im Senegal stärker zurückkehren!“
Timmy Hansen, Fahrer von Andretti United, sagte: „Das fühlt sich großartig an. Nach dem ersten Qualifying war dieses Ergebnis wirklich weit weg. Was für eine Leistung von Catie im Qualifying, das Auto mit dem Reifenschaden auf der Strecke zu halten. Sie brachte unseren ODYSSEY 21 nach Hause und hatte eine richtig gute Zeit. Das war ein Schlüsselmoment für uns an diesem Wochenende. Wir waren immer noch die Außenseiter, aber es fühlte sich so an, als ob beim Crazy Race alles auf den Punkt gekommen war, das war ein ‚must-win‘.
Ich denke, GridPlay war für uns im Finale sehr wichtig. Dadurch konnten wir unsere Startposition wählen. Von der bekam ich viel mehr Traktion als die anderen und konnte sofort eine Lücke aufreissen. Natürlich bin ich ein bisschen enttäuscht, dass wir die Führung nicht behalten konnten, aber Johan [Kristoffersson] hat einen Mega-Move gemacht, also herzlichen Glückwunsch an Rosberg X Racing. Ich bin immer noch sehr glücklich, beim allerersten Extreme-E-Event Zweiter zu werden. Catie und das gesamte Team haben durchweg fantastische Arbeit geleistet.
Das nächste Mal im Senegal wird es ganz anders werden, fast so als würde man wieder bei Null anfangen. Bei so vielen hochkarätigen Teams, Fahrerinnen und Fahrern müssen wir auf Trab sein und noch härter arbeiten. Herzlichen Glückwunsch an Alejandro Agag und die gesamte Extreme-E-Organisation. Es ist erstaunlich, diese Idee auf so hohem Niveau umzusetzen. Es hat alle Erwartungen übertroffen, die ich hatte, und ich bin gespannt, wohin diese Meisterschaft führen wird. Ich denke, Extreme E hat eine unglaublich glänzende Zukunft. “
Nachdem Loeb und Gutiérrez am Ende des Qualifyings die Rangliste angeführt hatten, erreichten sie für X44 das Podium auf dem dritten Platz. Sie verloren aufgrund ihres Ausfalls der Servolenkung im Finale immer weiter Zeit.

Cristina Gutiérrez, X44-Fahrerin, sagte: „Das ganze Wochenende war wirklich gut. Im Finale war es einfach Pech, dass die Servolenkung kaputt ging. Wir konnten nichts dagegen tun, also müssen wir uns freuen, Dritter zu sein.
Ich bin sehr glücklich, in einem so großartigen Team zu sein. Ich habe am Wochenende mit Lewis [Hamilton – X44-Gründer] gesprochen und er hat mir viele Ratschläge und Tipps gegeben. Jetzt freue ich mich darauf, in den Senegal zu fahren und versuchen zu gewinnen. Extreme E bietet Fahrerinnen eine großartige Gelegenheit im direkten Wettkampf gegen so viele Legenden des Sports anzutreten. Ich bin so stolz, ein Teil davon zu sein.“

Finales Ergebnis:
1. Rosberg X Racing (Johan Kristoffersson / Molly Taylor) 2 Runden
2. Andretti United (Timmy Hansen / Catie Munnings) +23.73s
3. X44 (Sébastien Loeb / Cristina Gutiérrez) +1m38.09s

Nachdem der Desert X Prix nun Geschichte ist, werden die Fahrzeuge wieder auf die St. Helena – dem schwimmenden Herzstück der Extreme E – geladen, um die Segel für Lac Rose im Senegal zu setzen, den Schauplatz für den Ocean X Prix am 29./30. Mai.

Meisterschaftswertung
1. Rosberg X Racing (Johan Kristoffersson / Molly Taylor) 35 Punkte
2. X44 (Sébastien Loeb / Cristina Gutiérrez) 30 Punkte
3. Andretti United (Timmy Hansen / Catie Munnings) 28 Punkte
4. ACCIONA | Sainz XE Team (Carlos Sainz / Laia Sanz) 26 Punkte
5. Hispano Suiza XITE Energy Team (Oliver Bennett / Christine Giampaoli Zonca) 20 Punkte
6. JBXE (Jenson Button / Mikaela Åhlin-Kottulinsky) 17 Punkte
7. ABT Cupra XE (Mattias Ekström / Claudia Hürtgen) 13 Punkte
8. Segi TV Chip Ganassi Racing (Kyle LeDuc / Sara Price) 12 Punkte
9. Veloce Racing (Stéphane Sarrazin / Jamie Chadwick) 8 Punkte

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