Unruhige Gewässer für unsere Berufsfischer

Auch wenn zu Vorarlberg nur ein kleiner Teil des Bodensees gehört, hat die Berufsfischerei doch eine lange Tradition und gehört vermutlich zu den ältesten Berufen in der Bodenseeregion. Die Vorarlberger Fischer sind zwar nur ein kleiner Fachverband der Landwirtschaftskammer, aber ein sehr engagierter und unverzichtbarer Baustein in der Vielfalt landwirtschaftlicher Berufe. Der Bodenseefisch aus Wildfang repräsentiert die Vielfalt der regionalen Küche und bereichert die Lebensmittelvielfalt aus dem Ländle. Leider stehen auch die Berufsfischer immer wieder vor neuen, beruflichen Herausforderungen. Im Gegensatz zu anderen landwirtschaftlichen Branchen haben sie weder mit dem Absatz noch mit den Preisen zu kämpfen, sondern mit der Verfügbarkeit von Fischen.

Das hat aber nichts mit Überfischung zu tun, denn die Bodenseefischerei ist ein Paradebeispiel für nachhaltige und naturverbundene Fischerei. Die Fischer am Bodensee tragen auf verschiedene Weise zur Artenvielfalt bei: Fischer verwenden traditionelle Fangmethoden und achten darauf, nur bestimmte Fischarten in begrenzten Mengen zu fangen. Dies hilft, die Bestände zu erhalten und Überfischung zu vermeiden. Es gibt festgelegte Schonzeiten und Schutzgebiete die sicherstellen, dass bestimmte Fischarten während ihrer Laichzeit nicht gestört werden. Um die Zukunft des Felchens zu sichern, unterstützen die Berufsfischer die ganzjährige Felchen Schonung und setzen gemeinsam mit dem Landesfischereizentrum Maßnahmen zur Nachzucht und Wiedereinsetzung von Jungfelchen.
Eines der Hauptprobleme für die Fischbestände im See stellt das Überhandnehmen von Fischfeinden, die in den letzten Jahren massiv zugenommen haben, dar. Störfaktoren wie das massenhafte Auftreten der invasiven Stichlinge, die sowohl Plankton als auch Eier und Larven der Felchen fressen, der Kormoran und die Quagga Muschel dezimieren und reduzieren den Fischbestand und das Nahrungsangebot im See.
Auch die Nährstoffsituation ist für die Fischpopulation nicht förderlich. Immer weniger Nährstoffe landen aus Zuläufen im See, sei es durch Wasserreinigungsanlagen, Biofilter oder auch die Quaggiamuschel, die Nährstoffe entzieht.
Von Seiten der Landwirtschaftskammer und des Landes wurden in Zusammenarbeit mit den Fischern schon Maßnahmen gesetzt, die aber weiter ausgebaut gehören. Dazu gehört der regelmäßige Austausch, die intensive Einbindung der Landesfischzucht in Hard, oder das in Vorarlberg betriebene Kormoran-Management, das weiter intensiviert, aber vor allem auch auf die Schweiz und Deutschland ausgeweitet werden muss. Da müssen sich die anderen Bodenseeanrainerstaaten bewegen.

„Schuss ins eigene Knie“
Am Beispiel Bodensee wird deutlich welche Fehlentwicklung stattfindet, wenn sich der Naturschutz selbst im Weg steht.  Im See gibt es mittlerweile eine Felchen-Schonung, weil der Fischbestand massiv zurückgegangen ist. Das ist ein Beispiel wie Extremposition ohne Ausgleich zu Fehlentwicklungen führen. Wir haben den höchsten Schutz für die stark steigende Kormoranpopulation (über 700 Tiere), die den See leer frisst und mehr Fische entnimmt wie Berufsfischer und Hobbyfischer zusammen. Dagegen anzukommen ist für die Berufsfischer ein mühsamer und hürdenreicher Kampf gegen ideologische Windmühlen.
Wir sind daher gefordert dafür zu sorgen, dass die Rahmenbedingungen für die Fische und die Bodenseefischerei praktikabel sind. In der Theorie tut sich einiges. Es wird von den Bodenseeanrainerstaaten viel Geld in Projekte wie „SeeWandel“ und „SeeWandel-Klima“ gesteckt (siehe unten), dass in der Theorie nützliche Erkenntnisse bringt. Aus diesen Erkenntnissen müssen rasch Schlüsse gezogen und Maßnahmen abgeleitet werden, die dann im Sinne der Bodenseefischerei umgesetzt gehören.
Aus der Theorie muss Praxis folgen! Hier ist auch die Politik gefragt und unser Bestreben und unsere Aufgabe ist es, als Partner der Berufsfischer dafür zu kämpfen, dass aus den wissenschaftlichen Erkenntnissen praktische Ansätze für eine erfolgreiche Fischerei entwickelt und umgesetzt werden, bevor es zu spät ist.
Faktum ist: Die Berufsfischerei am Bodensee kann kaum noch wirtschaftlich im Haupterwerb betrieben werden, und deshalb gilt es die Fischer soweit wie möglich und so rasch wie möglich zu unterstützten, damit die Berufsfischerei am Bodensee eine Zukunft hat. Den Berufsfischern danke ich für ihre tägliche Arbeit am See und für den See, ihre Offenheit und ihr konstruktives Engagement, um für eine Zukunft der Vorarlberger Berufsfischerei zu arbeiten.

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