Zwei Freaks nehmen Anlauf
Ilka Minor wird an der Seite des wunderbaren Reini Sampl („the x-sampl“) die Weiz-Rallye bestreiten. Zum gegenseitigen Eingewöhnen fahren sie am Wochenende beim „Gruppe B-Legendentreffen“ in Saalfelden als Vorausauto.
„Hinein in einen Wald aus Zeichen. Die Weichen sind gestellt. In einer Welt, deren Umriss uns gefällt“, singt Dirk von Lowtzow von der Band Tocotronic im Song „Hi Freaks“, den er auch als einen „Gruß an alle Anormalen“ versteht, als einen Gruß an „Menschen, die permanent unter Spießbürgern Spießrutenlaufen müssen.“ Nun, Freaks sind Reini Sampl und Ilka Minor allemal, auch wenn sie längst nicht mehr Spießrutenlaufen müssen – ihre Leidenschaft ist die Geschwindigkeit, sie rasen mit mehr als 180 km/h in freier Wildbahn, ohne jede Auslaufzone. Für diese Leidenschaft wurden sie früher auch belächelt – erst mit den Erfolgen kam die Akzeptanz. Und der Wald aus Zeichen? Nun, der so genannte “Aufschrieb“, steht natürlich auch bereit…
Ilka Minor wird mit Reini Sampl, der seit seinem schweren Skiunfall im Rollstuhl sitzt, die Weiz-Rallye bestreiten – als Vorbereitung dient ein gemeinsamer Auftritt beim „Treffen der Gruppe B-Legenden“ in Saalfelden (11. bis 12. Juli), wo sie als Vorausauto (Startnummer A) starten werden. Ilka: „Ich mag Menschen wie Reini, die trotz Handicaps Megaleistungen erbringen und vor keiner Herausforderung zurückschrecken.“
Aigner: „Schlechter wird’s eh von selber“
Im speziell auf Handschaltung umgebauten Serien-Mitsubishi hat Reini Sampl bereits Achtungserfolge in der Österreichischen Rallye-Staatsmeisterschaft feiern können. Gleich vom Beginn seiner Motorsportkarriere (zuvor war er im Monoski-Weltcup und auf dem Handbike international erfolgreich) hat er stets von den Besten gelernt.
Den „Aufschrieb“ etwa hat ihm PWRC-Weltmeister und Production Cup-Europameister Andi Aigner beigebracht. Sampl lacht: „Andi sagte in etwa: ‚Lern es gleich am Anfang gescheit – weil schlechter wird’s eh von selber…‘“ Als Copilot fungierten bei den ersten Rallyes Bernhard Ettel, ebenfalls bereits mit allen Rallye-Wassern gewaschen… und Barbara Watzl.
Das Lernen steht auch beim gemeinsamen Auftritt mit Ilka Minor im Vordergrund. Reini erzählt: “Ich freue mich unheimlich darüber, dass ich von einer WM-Pilotin etwas dazulernen kann – und ich habe auch das Gefühl, dass wir uns menschlich gut verstehen.“
Eigentlich wollte Sampl zunächst nur der Show wegen in Saalfelden fahren: „Ich habe bereits Driftreifen hergerichtet – doch Ilka meint wir sollten den Event gleich als Test für unsere gemeinsame Rallye heranziehen. Wir werden aber trotzdem die eine oder andere Kurve quer nehmen.“
Das Timing abstimmen
Ilka Minor erklärt: „Wir können in Saalfelden gleich die zeitlichen Abläufe eintrainieren – und natürlich geht es auch um den Aufschrieb.“ Dieser wird bekanntlich vom Piloten in langsamer Fahrt diktiert – wobei ein erfahrener Copilot auch hier eine beratende Position einnimmt. Ilka präzisiert: „Da geht es auch um die Einschätzung der Kurven und der Distanzen, dass etwa eine Fünferkurve auch immer eine Fünferkurve ist.“
Erst im Einsatz unter Wettbewerbsbedingungen kann das Timing abgestimmt werden.
Ilka erzählt aus dem Nähkästchen: „Im Prinzip wollen fast alle Fahrer die Kurven zu einem ähnlichen Zeitpunkt angesagt bekommen. Dennoch gibt es Nuancen an Unterschieden. Reini muss sich einfach einmal anhören, was ich ihm ansage. Wenn ich zum Beispiel eine Rechts 3 ansage, kommt kurz vor Beginn des Kurvenradius normalerweise bereits die nächste Ansage / Information, sei es die Distanz zur nächsten bzw. die nächste Kurve. Ich persönlich bin eigentlich mit dem Lesen des Schriebs immer eine Information voraus und entscheide dann für mich, wann die nächste Ansage erfolgt. Ob Reini auch mit diesem Modus zurechtkommt, wird sich zeigen.“
Plaudertasche vs Zuhörer
Ilka Minor hat schon völlig unterschiedliche Charaktere im Rallyeboliden erlebt: Vom völlig schweigsamen, in sich gekehrten Manfred Stohl bis hin zum stets dahin plaudernden Henning Solberg.
Bei der gegenseitigen Einschätzung liegen Reini Sampl und Ilka Minor derzeit aber noch Welten auseinander. Sampl schätzt sich selbst folgendermaßen ein: „Ich bin eher der Fahrer, der zuhört.“ Ilka fällt zu Reini nur ein einziges Wort ein: „Plaudertasche!“
„Kann mich nur selbst steigern“
Ob Zuhörer oder doch Plaudertasche – was erwartet sich Reini Sampl von dem gemeinsamen Einsatz mit einer dermaßen erfahrenen Copilotin? Sampl sagt: „Dass ich etwas dazulernen kann. Aber von der rein sportlichen Seite her glaube ich, dass ich mich nur selbst steigern kann – Ilka kann dazu nur die Bedingungen verbessern, doch besser werden muss ich selber. Und es gibt bei mir noch viel Spielraum nach oben – ich taste mich immer weiter ans Limit heran. Im Endeffekt möchte ich in der ORM mit dem Serienwagen in die Top 15 bis Top 20 gelangen.“
Wie ernst es Reini Sampl mit seiner Rallyekarriere meint, zeigt auch die Tatsache, dass er zurzeit mit Audi über ein Projekt für 2015 verhandelt. Mit einem vielsagenden Lächeln fügt er hinzu: „Mehr kann ich dazu aber derzeit nicht sagen.“
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