Walter Pedrazza im 74. Lebensjahr verstorben – sein Leben war seine Familie und der Rennsport

Vom Kranführer zum Gipfelstürmer  *10.12.1949 - † 13.8.2024

Die Motorsport-Welt trauert um den Gipfelstürmer, Walter Pedrazza der über Jahrzehnte im Bergrennsport zuhause war. Geboren in Bregenz, interessierte sich Walter Pedrazza schon sehr früh für schnelle Automobile. So war es bereits vorprogrammiert, dass er nach seiner Lehre als Maurer und nach Ablegung der Prüfung als Kranführer, sich dem Hobby Rennsport verschrieben hat. Bevor er aber loslegen konnte, kam ihm seine spätere Frau Martha in die Quere, er heiratete mit 21 Jahren und bald darauf folgte sein Sohn Emanuel.

AVD Race Weekend 25. – 28.8.2011 – Sports Car Challenge – Formel 2 – BOSS Serie und andere – Red Bull Ring – Spielberg Walter Pedrazza

Nun war der Familienvater schon in jungen Jahren mit einer großen Verantwortung vorbelastet die ihn, aber nicht hinderte 1971 mit einem damals sehr populären und im Rennsport gefragten Auto, einem NSU TT bei regionalen Autoslaloms, die sehr gut besucht waren im Ländle, teilzunehmen. Bald darauf folgte das erste Formel Auto, ein Brabham BT16 Formel 3 mit 1000ccm und wenig PS ging es z. B. im Mösle Stadion in Götzis auf den Ausgesteckten Slalomkurs. Nebenbei wurde auch noch an Bergrennen in Deutschland gestartet. Bergrennen waren seine Lieblingsdisziplin und boomte bis in die 90er Jahre hinein. Damals gab es fast kein Wochenende ohne ein Rennen, so dicht war der Terminkalender gesteckt.
Walter Pedrazza machte sich sehr schnell zu einem gefürchteten Gegner bei seinen Konkurrenten, er war an zahlreichen Bergrennen Siegreich und räumte einige Trophäen ab. 1975 wurde er schon dritter in der österreichischen Berg-Meisterschaft, immer an seiner Seite seine Frau Martha die ihm den Rücken freihielt und ihn Unterstützte. 1976 wurde seine Tochter Nicole geboren, um das alles zu finanzieren, arbeitete Walter Pedrazza tagsüber auf der Baustelle und am Abend ging es noch in die Werkstatt nach Alberschwende und später nach Bregenz (Rhomberg Areal) um seine Rennfahrzeug zu präparieren. Schon sehr früh, verlieh er seinen Boliden seine eigene Note, kurzerhand wurden die Autos schon mal umgetauft und hießen fortan PRC (Pedrazza Racing Cars) 1977 wurde er Klassensieger beim Zwischenwasser Bergrennen, bei denen er an allen vier Veranstaltungen teilnahm. Die Anfangsjahre waren sehr hart für Walter Pedrazza, er war das Familienoberhaupt und musste auch Geld verdienen für die Familie und seine Rennsportkarriere. So war es schon mal vorgekommen, dass ein Tagessieg hermusste, um mit dem Preisgeld die Rückreise zu finanzieren bzw. die Tankfüllung zu bezahlen. Nebenbei hat er auch noch Kundenfahrzeuge für Reparaturen übernommen, um sich eine Einnahmequelle zu erschließen.
1979 folgte sein erster Tagessieg mit einem Lola T296, und 1982 holte er den Titel österreichischer Rennwagenmeister. Anfang der 80er Jahre bekam seine Karriere einen Aufschwung, er konnte durch seine Erfolge im Rennsport und seinem Namen 1986 einen Umzug nach Hard leisten und wurde selbstständig. Er baute sich eine Halle mit dem Zweck, Sportwagen für die Bergrennen zu bauen. Die Geschäfte liefen gut und seine eigenen Einsätze am Berg waren von Erfolg gekrönt, was für einen Absatz der PRC-Boliden sorgte. Krönung war auch der Vize-Berg-Europameister Titel 1987 auf den Walter sehr stolz war. Um den Absatz noch zu forcieren, gründete er eine eigene Rennserie 1996, die bis heute unter der Bezeichnung SCC (Sports-Car-Challenge) durchgeführt wird und als Rundstreckenrennen ausgeführt werden.
1997 war dann für Walter Pedrazza Schluss mit den Renneinsätzen, er hängte den Helm an den Nagel und war Promotor seiner eigenen Serie und widmete sich vollkommen dem Bau von Sport Prototypen zusammen mit seinem inzwischen 25-jährigen Sohn, der sein Handwerk von seinem Vater lernte.
Walter Pedrazza bleib aber die Leitfigur und er kümmerte sich auch am Rennplatz um seine Kunden damit sie die Erfolgsserie nicht abreißt um seine PRC. Nebenbei war er ein hervorragender Geschichtenerzähler, so kam es schon vor, daß man sich ein kurzes Gespräch vornahm, aber nach zwei Stunden immer noch kein Ende in Sicht war, aber dafür war der Zuhörer um eine Anekdote reicher aus dem Leben von Walter Pedrazza.
2010 stieg er für einen Show-Lauf in Walzenhausen nochmals ins Cockpit, um dem Publikum den Sport-Prototypen zu präsentieren, das war seine letzte Ausfahrt vor den Fans. Seine Firma hat er längst seinem Sohn Emanuel übergeben, Walter selber war aber immer noch in der Werkstatt anzutreffen, hatte er doch sein Wohnhaus gleich darüber. Mit seiner Frau Martha an der Seite, mit der er seit 1970 verheiratet war, genoss er das Rentnerleben, wobei es eher ein Unruhestand war, denn Walter Pedrazza war bis zuletzt am Rennplatz, wenn es seine Gesundheit zugelassen hat. Das letzte Jahr war sehr hart für seine Familie und ihn, eine schleichende Demenz hat langsam Besitz von seinem Körper ergriffen, ein Sturz im Juli verschlimmerte die Situation zusätzlich. Seine Familie Stand die letzten vier Wochen abwechselnd am Krankenbett im LK Rankweil, wo er am Dienstagmorgen (13. August) im Beisein seiner Familie eingeschlafen ist.
Walter Pedrazza hinterlässt eine Trauernde Familie mit Ehefrau Martha, seinem Sohn Emannuel (53) der Tochter Nicole (47) mit den Enkeln Eileen (30), Fabio (18), Shirien (24), Kiano (17) und Urenkel Noah (1).

 

*10. Dezember 1949 – †13. August 2024
1971: Karrierebeginn mit ersten regionalen Slaloms auf NSU TT
1973: Erste Bergrennen mit einem Brabham Formel 3
1975: 3. ÖM-Rennwagenmeisterschaft
1977: Erste Klassensiege mit einem Chevron B16 z.B. in Zwischenwasser
1979: Erster tagessieg auf Lola T296
1982: Österreichischer Rennwagenmeister
1983: 1. Int. Deutsche Bergmeisterschaft mit einem Formel 2 Toleman
1984: 2. Int. Deutsche Bergmeisterschaft
1985: 2. Int. Deutsche Bergmeisterschaft
1986: 1. Int. Deutsche Bergmeisterschaft
1987: 2. Berg-Europameisterschaft mit einem PRC-Gruppe-C3 Sportwagen (3 EM-Siege)
1988: 3. Berg-Europameisterschaft
1. Österreichische Berg-Meisterschaft
1989 3. Berg-Europameisterschaft
4. Österreichische Berg-Meisterschaft
1990: 4. Berg-Europameisterschaft
4. Österreichische Berg-Meisterschaft
1991: 7. Berg-Europameisterschaft
1992: 6. Berg-Europameisterschaft
1993: 3. Österreichische Berg-Meisterschaft
6. Alpen Donau Pokal
1994: 10. Berg-Europameisterschaft
2. Österreichische Berg-Meisterschaft
1995: 2. Österreichische Berg-Meisterschaft
1996: Gründung seiner eigenen Rennserie für Sportprototypen SCC (Sports-Car-Challenge)
1997: 1. Österreichische Berg-Meisterschaft
Letztes Rennen am 5.10.1997 am Berg-ÖM-Lauf Mühlbach am Hochkönig – 5. Gesamt
2010: Beim „100 Jahre Bergrennen Walzenhausen“, war er letztmalig bei einem Showrun selbst am Steuer seines PRC-Eigenbaus

Text & Fotos: Manfred Noger

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