Im Oktober 1966 feierte die Welt der Supersportwagen einen neuen Helden, den Toyota 2000GT. Auf der Hochgeschwindigkeitsteststrecke von Yatabe in der japanischen Präfektur Saitama nahe Tokio erzielte der Toyota 2000GT gleich drei spektakuläre Weltrekorde und ergänzte diese durch dreizehn internationale Klassenrekorde, immer unter Aufsicht der FIA. Nach der Premiere des Prototyps auf der Tokyo Motor Show 1965 und ersten erfolgreichen Renneinsätzen unterzog Toyota den 2000GT bei den sich über 72 Stunden erstreckenden Weltrekordfahrten einem sensationell frühen Stresstest, denn der Serienstart des technologisch revolutionären ersten japanischen Supersportwagens sollte erst Mitte 1967 erfolgen. Da hatte der ultraschnelle 2000GT bereits globalen Kultstatus erlangt und Toyota im elitären Kreis der Supercar- und Hightech-Hersteller etabliert.
Tatsächlich steht der Toyota 2000GT am Anfang eines Stammbaums von bis heute mehr als 80 Sportcoupé-Modellreihen, die auf Straße und Rennstrecke von Beginn an immer auch technische Entwicklungen voranbringen sollten. So testete Toyota den 2000GT mit damals weltweit modernstem 2,0-Liter-Reihen-Sechszylinder mit zwei oben liegenden Nockenwellen und zentral in den hemisphärischen Brennräumen angeordneten Zündkerzen bereits im Prototypenstadium im Mai 1966 beim Grand Prix von Japan in Fuji.
Dort belegte der 110 kW/150 PS starke Gran Turismo auf Anhieb den dritten Platz. Beim ersten Langstreckenrennen Japans, den 1.000 Kilometer von Suzuka, errangen nur einen Monat später zwei Toyota 2000GT sogar einen überlegenen Doppelsieg. Dazu hatte Toyota die Leistung der Leichtbau-Boliden durch drei Weber-Doppelvergaser auf 147 kW/200 PS gesteigert, genügend Temperament für 250 km/h Spitze und damit Vorsprung auch gegenüber europäischen V12-Konkurrenten.
Den ganz großen historischen Erfolg bereitete Toyota für die ersten drei Tage im Oktober 1966 vor. Dann sollte der 2000GT die Krone des weltschnellsten Marathonrenners nach Japan holen. Das Toyota Technical Center in Susono-cho mit Test-Oval war dafür noch nicht eröffnet, aber der neue 5,5 Kilometer lange Highspeed-Kurs von Yatabe bot beste Bedingungen für Rekordfahrten. Theoretisch. Was keiner ahnte: Plötzliche, monsunartige Regenfälle sollten die Jagd nach neuen Weltrekorden für das Toyota Team fast unmöglich machen. Aber das Fahrerteam des auf Wunsch von Mineralöl-Sponsor Esso in eine ikonische, gelb-grüne Livery gekleideten Toyota 2000GT ließ sich einfach durch nichts aufhalten – und die Technik des Vorserienautos mit Aluminiumkarosserie erwies sich als absolut standfest.
Für die Rekordfahrten hatte Toyota einen 2000GT ausgewählt, der bereits im Mai beim Japan-Grand-Prix gestartet war. Dann aber fing das Fahrzeug bei Testfahrten Feuer, allerdings konnte der Schaden repariert werden und das Auto durch TOSCO (Toyota Sports Corner), damaliger Vorgänger von Toyota Gazoo Racing, für die 72-Stunden-Vollgasfahrt präpariert werden. Um die enge Verwandtschaft zum späteren Serienauto zu betonen, beschränkten sich die Modifikationen am 2000GT für die Titeljagd in Yatabe auf Kleinigkeiten wie einen größeren 144-Liter-Tank, den Entfall der Klappscheinwerfer zugunsten von neuen Strahlern an der Kühleröffnung, eine leichte Motorabdeckung mit Öffnungen und eine geänderte Achsübersetzung zugunsten einer höheren Vmax von rund 225 km/h. Allerdings wurden die fünf japanischen Fahrer, Sashi Fukuzawa, Hiroshi Fushida, Shihomi Hosoya, Mitsuo Tamura und Tomohiko Tutmi, angewiesen während ihrer jeweils 2,5 Stunden dauernden Stints möglichst materialschonend und deshalb nur bis 210 km/h schnell zu fahren. Umso sensationeller waren die am Ende erreichten Rekord-Durchschnitte, die trotz der Fahrerwechsel und Betankungsvorgänge nur geringfügig unter dieser Tempovorgabe lagen.
Vier Trainingsläufe wurden Toyota in Yatabe zugestanden, allerdings endeten alle vorzeitig durch Motorenprobleme oder Unwetter. Dann kam der 1. Oktober 1966 und der Toyota 2000GT hielt durch: Weder Wetterkapriolen, noch zwei Kollisionen mit Tieren oder eine Reifenpanne verhinderten die neuen Rekorde, mit denen der japanische Hightech-Racer die bisherigen Bestmarken europäischer und amerikanischer Supersportler egalisierte. Mit einem Durchschnitt von gut 206 km/h über 72 Stunden, 15.000 Kilometer und 10.000 Meilen (entspricht 16.093 Kilometer) fuhr der Toyota 2000GT drei Weltrekorde heraus, dies ergänzt um dreizehn Klassenrekorde. Nie zuvor hatte ein Sportwagen im Prototypenstadium einen derartigen Zuverlässigkeitsbeweis für die Serienfertigung erbracht – es war eine Nachricht, die um die Welt ging. Der Toyota 2000GT im gelb-grünen Rekordfahrt-Livery schmückte auch die Titelseiten amerikanischer und europäischer Fachmedien und gewann bei Motorsportfans unvergänglichen Kultstatus. Davon zeugen ein Lexus LFA, der als moderner Nachfolger des Toyota 2000GT im Jahr 2013 die Farben des Rekordautos trug, sowie ein Toyota GT86, der 2015 in Großbritannien im Yatabe-Speed-Trial-Livery aufgelegt wurde.
Leider wurde der in Yatabe triumphierende Toyota 2000GT später bei einem Unfall zerstört, deshalb baute Toyota auf Basis eines anderen 2000GT eine Replica auf, die den Spirit des Rekordautos bis heute lebendig hält. Insgesamt wurden nur 351 Einheiten gebaut des ersten asiatischen Supersportwagens gebaut.
Die Rekorde
Weltrekorde
72 Stunden mit 206,02 km/h
15.000 km mit 206,04 km/h
10.000 Meilen mit 206,18 km/h
Klassenrekorde
6 Stunden mit 210,42 km/h
1.000 Meilen mit 209,65 km/h
2.000 Kilometer mit 209,45 km/h
12 Stunden mit 208,79 km/h
2.000 Meilen mit 207,48 km/h
24 Stunden mit 206,33 km/h
5.000 Kilometer mit 206,29 km/h
5.000 Meilen mit 204,36 km/h
48 Stunden mit 203,80 km/h
10.000 Kilometer mit 203,97 km/h
72 Stunden mit 206,02 km/h
15.000 Kilometer 206,04 km/h
10.000 Meilen 206,18 km/h
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