Wenn das Motorrad keine Bremse hat…

Celina Liebmann auf der Motorradwelt Bodensee

„Wer bremst, hat Angst und ist beim Speedway falsch aufgehoben“ – Speedway-Maschinen verfügen nämlich über keine Bremse und haben nur einen Gang. Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 75 Stundenkilometern jagen die Rennfahrer im Stadion über die Sandpiste und driften gewagt um die Kurven. Beliebt ist der Speedwaysport vor allem bei Männern. Die einzige Deutsche, die den Jungs in ihrer Altersklasse Paroli bietet, ist Celina Liebmann aus Albaching im Landkreis Rosenheim. Die 17-jährige Sportlerin und ihr Rennstallteam stellen in Halle B2 auf der Motorradwelt Bodensee von 25. bis 27. Januar ihr außergewöhnliches Hobby mitsamt Hardware – auch fürs Eisspeedway – vor.

Motorrad-Straßenrennen sind Celina Liebmann zu gefährlich, denn da müsse man immer auf die anderen höllisch aufpassen. „Beim Speedway sind wir dagegen nur zu viert auf der Bahn, da achtet einer auf den anderen“, erklärt die Jugendliche mit dem kurzen braunen Haar. Auch wenn ihre männlichen Konkurrenten oft Kamikazefahrer sind, sie selbst setzt lieber auf Taktik und technisches Können. Mit Erfolg: 2016 war Celina zum Beispiel Deutsche Juniormeisterin in der 250ccm-Klasse und 2017 Vizeweltmeisterin auf der Langbahn. Was sie antreibt? „Mir macht es Spaß, die Jungs zu ärgern“, sagt  die angehende Erzieherin wie aus der Pistole geschossen und lacht. Der Rausch der Geschwindigkeit und der Kick, sich mit dem Motorrad ungebremst in die Kurven zu legen, sind allerdings die wahren Gründe für ihre Leidenschaft.
Speedway wird auf Spezialmaschinen mit Stollenreifen bestritten. Als Kraftstoff wird ausschließlich reines Methanol verwendet, weil der Alkohol bei der Verbrennung mehr Leistung bringt als Benzin. Die Wettrennen werden auf Sand ausgetragen. Der Speed kann lediglich durch die Regulierung des Gasgriffes verringert werden. Bei den engen Kurvenfahrten und den ausschlagenden Hinterrädern würden Bremsen das Unfallrisiko erhöhen. Deshalb ist von den Fahrern jederzeit das nötige Fingerspitzengefühl, aber auch entsprechende Körperspannung fürs Driften gefordert.
Celina Liebmann saß mit sechs Jahren zum ersten Mal auf einem solchen Motorrad. Sie wollte dem Papa nacheifern, der bis 2004 aktiv den gefährlichen Eisspeedway- Extremsport betrieben hat, bei dem die Fahrer übers Eis brettern. „Celina war von Anfang an auf dem Rennplatz dabei“, berichtet Jürgen Liebmann. Inzwischen ist die ganze Familie vom Speedway-Virus infiziert und nennt sich Racing Team Liebmann. Im Zentrum steht Celinas Sportlerkarriere. Vater Jürgen schraubt und kümmert sich in der Freizeit um die Maschinen, Mutter Sylvia und die große Schwester um die Organisation, selbst der kleine achtjährige Bruder packt mit an. „Da müssen schon alle ein bisschen verrückt sein“, gibt Jürgen Liebmann zu, denn der Sommerplan sei voller Wettkampftermine, da bleibe nicht viel übrig für andere Aktivitäten.
Was Celina auszeichnet, sei ihr „außergewöhnliches Kämpferherz“. Einmal hat sich der Teenager beim Speedwayfahren schon den Oberarm gebrochen und vor zwei Jahren bei der Deutschen Meisterschaft zwei Brustwirbel. „Da war ich wirklich kurz davor, alles hinzuschmeißen“, erzählt die 17-Jährige. Doch sobald die Schmerzen weg waren, sei der Gedanke daran wieder verschwunden. Der Bahnsport ist ihr Leben. „Jetzt im Winter ist es mir schon arg langweilig ohne Speedway“, sagt Celina.  Und das, obwohl sie parallel zu ihrer Ausbildung fast täglich ihre Fitness trainiert. Eisspeedway kommt für sie aber nur so zum Spaß infrage. Denn vor den furchterregenden 28 Millimeter langen Spikes auf den Reifen hat sie einen Heidenrespekt. Die Sportlerin hat andere Ziele: Erst einmal will sie sich auch in der neuen 500ccm-Klasse sicher fühlen sowie mit den Jungs mithalten können. Und langfristig bei der U-21-WM unter den Top-Sechs landen. Am Samstag, 26. Januar, kann man Celina Liebmann auf der Showbühne der Motorradwelt Bodensee im Foyer West im Interview näher kennenlernen.


Die 25. Auflage der Motorradwelt Bodensee findet von Freitag, 25. bis Sonntag, 27. Januar 2019 statt. Das Messegelände in Friedrichshafen ist am Freitag von 11 bis 19 Uhr, Samstag von 10 bis 18 Uhr und Sonntag von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Die Tageskarte kostet 13 Euro, ermäßigt 10 Euro. Jugendliche zwischen sechs und 17 Jahren zahlen sieben Euro. Die Familienkarte gibt es für 30 Euro. Das „Feierabend-Special“ am Messe-Freitag bietet ab 16 Uhr den Eintritt für acht Euro bei freiem Parken. Online-Tickets mit reduzierten Preisen sind im Internet erhältlich. Karten für „A Night To Remember“ zum Preis von 25 Euro gibt es ab sofort bei allen Reservix-Vorverkaufsstellen unter www.reservix.de sowie im Online Shop der Motorradwelt Bodensee. Das Ticket für Party und Messeeintritt kostet 33 Euro. Weitere Infos auf www.motorradwelt-bodensee.de und www.facebook.com/motorradweltbodensee.

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